Energie-Hype und Frust der Häuslbauer
Nach zweijähriger Corona-Pause feierte die Wieselburger Messe „Bau.Energie.Wohnen“ am Freitag ein Comeback. Wieder unter brisanten Vorzeichen, wie Messepräsident Uwe Scheutz und Messedirektor Werner Roher schilderten. Gleich nachdem sich die Messetore geöffnet hatten, zeigte sich, dass den Menschen Fragen zur Energieversorgung und -erzeugung auf der Seele brennen. Vor den Ständen der Energieberater bildeten sich bald lange Warteschlagen.
Die Situation im Bau- und im Heizungsbereich mit Problemen für ausgebuchte Firmen durch Personal- und Materialmangel bescherten dem Messeveranstalter Gegenwind, schilderte Roher. Mit 120 Ausstellern biete man aber trotzdem einen repräsentativen Überblick. Sehr vielfältig sei das Ausstellungs- und Vortragsprogramm zu Baubiologie und -technik. Aufgrund der aktuellen Situation hätten aber Energienutzung und Nachhaltigkeit die Themenführerschaft inne.
Menschentrauben
Was sich an den Ständen in den Hallen zeigte. „Die Anfragen betreffen hauptsächlich PV-Anlagen, viele wollen eine“, so eine EVN-Mitarbeiterin zu den Menschentrauben vor der Koje. Auch zum NÖ Strompreisrabatt werde rege nachgefragt. Grundsätzliches zum Ausstieg aus Öl und Gas war bei der Energie- und Umweltagentur, ENU, sehr gefragt. „Seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges werden wir mit Anfragen überhäuft“, berichtete Ignaz Röster. Anbieter von Heizsystemen mit Holz und Pellets oder Wärmepumpen hatten ebenfalls regen Zuspruch.
„Die Nachfrage ist enorm, allerdings sind in Österreich noch 600.000 Ölkessel auszutauschen“, erklärte Firmenberater Manfred Lang. Und unter der Vielzahl der Teilnehmer längst nicht mehr im Abseits war auch der Zivilschutzverband mit Blackout-Informationen.
Als enorm wichtiges regionales Angebot nannte Wirtschaftslandesrat Jochen Danninger die Messe. NÖ sei das Land der Häuslbauer, rund 5.000 Ein- und Zweifamilienhäuser um 1,8 Milliarden Euro würden jährlich errichtet. Die Baubranche binde 74.000 Arbeitsplätze.
Danninger bestätigte, dass Firmen von Auftragsrückgängen für 2023 berichten, verwies aber auch auf den zuletzt überhitzten Markt. Die Finanzierungsanfragen seien um 50 Prozent zurückgegangen, berichtete auch Leo Grubhofer, Direktor der Raiffeisenbank Mostviertel Mitte. Höchstpreise, höhere Zinsen und die neuen verschärften Kreditgesetze für Bauwerber und die Banken schrecken junge Häuslbauer ab.
Besonders interessant im Vortragsprogramm: Holzhauspionier Erwin Thoma tritt am Samstag 16 Uhr zu Thema "Hausbau ohne Heizkosten" auf. Die "Bau.Energie.Wohnen" ist noch Samstag und Sonntag von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Der Tageseintritt kostet acht Euro, die Dauerkarte 14 Euro.
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