Ende der Eiszeit: Auch Hockeyverein von Aus bedroht
Für den Hockeysport der Zukunft braucht es überdachte Plätze und neue Eishallen
Die Nachricht, dass der Eislaufplatz in Mödling nach der aktuellen Saison schließen muss, schlug beim UEC Mödling ein, wie eine Bombe. Dem Eishockeyverein, bei dem 120 Kinder und 50 Erwachsene trainieren, droht somit das Aus. Aktuell wird fieberhaft an einer Lösung gearbeitet.
„Das wurde vorher nicht kommuniziert“, berichtet Präsident Christoph Seemann-Hamm. Zwar habe es schon im vergangenen Sommer Andeutungen gegeben, dennoch hätte man auf die Weiterführung gehofft. Nun setzt der Hockeyverein auf ein Gespräch mit Bürgermeisterin Silvia Drechsler (SPÖ). „Eine Überlegung ist, dass wir den Platz selbst betreiben“, sagt Seemann-Hamm.
Jürgen Hampel vom Eishockey NÖ Landesverband
Eine zweite Variante wäre, die Heimstätte zu wechseln. Allerdings seien auch die Eiszeiten in Wien ausgelastet und die Nutzung der privaten Leithana-Halle in Bruck/Leitha würde bis zu 90.000 Euro an Mehrkosten verursachen. „Wir sind in einer dramatischen Lage.“ Nun werden Sponsoren gesucht. Denn: „Wenn man in die Kinder nicht sportlich investiert, fällt uns das später auf den Kopf.“
"Existenzbedrohenden Auswirkungen"
Generell haben sich die Rahmenbedingungen für Hockey und andere Eissportarten in den vergangenen Jahren dramatisch verschärft. Beim Eishockey NÖ Landesverband spricht man sogar von existenzbedrohenden Auswirkungen durch den Klimawandel. Denn die meisten Eisflächen im Bundesland sind nicht gedeckt. Statt fünf Monaten Trainings- und Spielbetrieb wie noch vor gut zehn Jahren, sind nur rund zweieinhalb Monate möglich.
Früher hätte man vom Nationalfeiertag bis März im Freien trainieren können, sagt auch Seemann-Hamm. Zuletzt sei der Eislaufplatz nur zwei Monate lang in Betrieb gewesen. „Das ist ein Zeitraum, in dem man einen regulären Meisterschaftsbetrieb nicht aufrechterhalten kann“, sagt er. Zusätzlich seien die Eiszeiten für den Verein zusammengestutzt worden – zugunsten des Breitensports, der mehr Einnahmen generiert habe.
Beliebter Sport
Trotz der schwierigen Bedingungen nimmt das Interesse am Hockey stetig zu. Derzeit spielen in NÖ rund 700 Kinder sowie 300 Erwachsene vereinsmäßig. Schon vor zwei Jahren haben sich daher der Eishockey NÖ Landesverband, der Verband Skate Austria, der Stocksport Niederösterreich sowie der Niederösterreichische Eiskunstlaufverband zur „Eis Union Niederösterreich“ zusammengeschlossen.
Das Ziel ist es, für den Nachwuchs, Breiten- und Spitzensport flächendeckend moderne Eisflächen zur Verfügung zu stellen. Mit dem Land wurde eine (noch nicht veröffentlichte)Studie in Auftrag gegeben, die den Bestand und den Bedarf von Eisflächen erhob. Ziel ist es, eine Gesamtstrategie für die Eissportarten zu entwickeln, die auch den Schulsport inkludiert.
„Wir hätten die Möglichkeit, aus Niederösterreich ein Eissportland zu machen“, betont der Präsident des Eishockey NÖ Landesverbandes, Jürgen Hampel, der ob der Schließung des Mödlinger Eislaufplatzes von einer „Katastrophe für den Sport“ spricht.
Aktuell fehlen aber die rechtlichen Rahmenbedingungen, Betreiberkonzepte sowie die Finanzierungsmöglichkeiten. „Es bräuchte den politischen Willen für gemeindeübergreifende Konzepte.“ Es müssten der Bund oder die EU in die Pflicht genommen werden, denn vom Eissport würde die gesamte Gesellschaft profitieren.
Positive Signale kommen aus dem Büro von Sportlandesrat Udo Landbauer (FPÖ). Das Land bekenne sich zum Eissport, man sei sich der hohen Sanierungserfordernisse bewusst, heißt es. Grundsätzlich würden sowohl die Errichtung als auch die Sanierung von Kunsteisbahnen. unterstützt. Hinsichtlich der Kunsteisbahn Mödling liegt dem Land derzeit aber kein Antrag auf Sanierung vor.
Überdachung
Aktuell gibt es 32 Eisflächen in NÖ. Auf rund zehn könnte Eissport betrieben werden, allerdings seien die Zustände katastrophal. Zu lange, betont Hampel, sei nichts investiert worden. Würden diese saniert und überdacht „könnte man dort Kinder-Nachwuchs und Hobbysport“ ermöglichen. „Mit vernünftigen Konzepten kann man Eislaufplätze auch energieautark betreiben“, ist Hampel überzeugt.
Darüber hinaus bräuchte es zusätzlich vier Eishallen – etwa in der Achse Klosterneuburg/Krems, im Wald- sowie Weinviertel. Im Industrieviertel wird bereits seit rund 30 Jahren um eine solche gerungen. In Mödling ist das Projekt gescheitert, zuletzt hätte es unter Ex-Bürgermeister Hannes Koza positive Signale aus Vösendorf gegeben, berichtet UEC-Mödling Präsident Seemann Hamm. „Uns rennt jetzt die Zeit davon.“
Aktuell gibt es in NÖ drei Eishallen, wobei jene in Bruck/Leitha ausschließlich für Hockey zur Verfügung steht, jene in St. Pölten ist das ganze Jahr belegt und jene in Amstetten hat nur sechs Monate geöffnet. Neidvoll blicken die Verantwortlichen jedenfalls nach Kärnten, wo die Hockeyspieler in zwölf Hallen trainieren. „Hätten wir die gleiche Dichte an Eishallen, müssten wir in NÖ 33 haben“, rechnet Hampel vor.
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