Letzte Saison: Eislaufplatz in Mödling wird geschlossen

Eislaufplatz im Mödlinger Stadtbad
Der Betrieb ist für die Gemeinde nach der Saison nicht mehr vertretbar. Auch andere Gemeinden kämpfen um den Erhalt der Eisflächen.

Schon 1928 konnte man auf Kufen durch das Mödlinger Stadtbad gleiten. Das hundertjährige Jubiläum wird der Eislaufplatz  nicht erreichen. Nach der heurigen Saison ist Schluss. Der Betrieb ist angesichts der budgetären Situation der Stadtgemeinde nicht mehr möglich. „Es tut uns irrsinnig leid“, sagt der zuständige Stadtrat Markus Gilly (SPÖ). Es sei keine leichte Entscheidung gewesen. 

Die Rahmenbedingungen für den Wintersport sind in den vergangenen Jahren stetig schlechter geworden. Mildere Winter, steigende Energiekosten und veraltete Anlagen stellen viele Kommunen vor Herausforderungen. In Mödling etwa musste die Stadt pro Tag 2.500 Euro nur für den Strom kalkulieren. „Bei mildem Wetter verbrauchen wir an zwei Tagen so viel Energie wie ein Einfamilienhaus im Jahr“, rechnet Bädermanager Mehmed Alajbeg vor.

Dazu kämen die alten Kompressoren, die zuletzt vor 40 Jahren generalüberholt wurden. „Wir hatten letztes Jahr schon Ausfälle“, so Alajbeg. Selbst wenn man also die Energiepreise stemmen könnte, bleibt das marode Material. „Neuanschaffungen stemmt derzeit keine Gemeinde.“ Mit Mödling sperrt damit der zweite Eislaufplatz im Süden Wiens zu. Vor drei Jahren stellte die Eisfläche in Bad Vöslau den Betrieb ein. 

Kürzere Saison

In anderen Gemeinden versucht man den Umständen zu trotzen. Denn Eislaufen boomt, in vielen Gemeinden nehmen die Besucherzahlen zu. Perchtoldsdorf etwa, verzeichnete vergangenen Winter 43.147 Besucher. Dennoch: „Die Saison wird kürzer, jedes Jahr“, sagt Betriebsleiter Alexander Dzerowicz.  Für heuer gibt es noch gar keinen Eröffnungstermin. 

Der Betrieb der Anlage hänge von den Temperaturen ab, erklärt Bürgermeisterin Andrea Kö (ÖVP). „Und klar ist, dass alle Materialien in die Jahre gekommen sind. Solange die funktionieren, ist es kein Problem. Wenn etwas eingeht, wird man sich überlegen müssen, wie es weitergeht.“

Die Entwicklung tut den Kommunen weh, denn Einrichtungen wie Frei- und Hallenbäder sowie Eislaufplätze erfüllen wichtige soziale Aufgaben. Schulen und Vereine nutzen die Eisfläche, in Perchtoldsdorf ist der Platz bedeutender Jugendtreff.

Sozialer Auftrag 

„Was haben wir sonst im Winter zu bieten“, meint auch Christian Holzschuh von der Stadtgemeinde Tulln. Deren Eisanlage zählt ebenfalls bereits 40 Jahre.  Im Vorjahr wurden 200.000 Euro in die Sanierung  investiert. „Es ist auch ein gesellschaftlicher Auftrag“, betont Holzschuh. Deshalb nehme die Stadt auch ein Defizit von 150.000 Euro in Kauf.

Belastend seien vor allem die Preissteigerungen der Zulieferer, berichtet der Zuständige. Man müsse kreativer werden. Tulln verzichte etwa nun auf teure Wartungsverträge und repariere nach Bedarf. In Melk wiederum, wo man ebenfalls am Eislaufplatz festhält, will man versuchen, mittels Strom der Energiegemeinschaft die Kosten zu senken.

Einig sind sich alle darin, dass es für die Zukunft von Eislaufplätzen mehr Förderungen seitens des Landes geben müsste. 

Sanierung zu teuer 

Auch der Mödlinger Stadtrat Gilly sagt: „In Niederösterreich gibt es nur zwei bis drei Eishallen. Eine Gemeinde kann sich einen Bau nicht leisten.“ Tatsächlich hatte sich die Stadt für die Errichtung einer Eishalle interessiert, zu einer Umsetzung kam es nicht. Eine Sanierung des Eislaufplatzes sei mit kalkulierten sechs und acht Millionen Euro schlicht zu teuer.

Auf der Strecke bleiben jedenfalls Schulen oder Vereine, die sich nun wie in Mödling in anderen Gemeinden nach Eiszeiten umschauen müssen. Dass es auch anders geht, zeigt Wiener Neustadt, dort könnte ein neuer Eislaufplatz errichtet werden.

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