Elch Emil besucht Melk: Sucht er dort uralten Wildtierkorridor?

Elch Emil spaziert durch Kreisverkehr bei Melk
Freude, aber auch Bedenken über den Wanderelch in NÖ. Tierfreude warnen vor Gefahren durch den Verkehr. Emil nähert sich einer Grünbrücke über die Westautobahn.

Auf seiner Tour durch Niederösterreich hat der junge Elch Emil mittlerweile Melk erreicht. Auch dort sorgt der Besuch aus dem hohen Norden für Entzückung, Aufregung, aber auch Bedenken. 

Tierschützer haben Angst, dass dem Elch vor allem durch den Verkehr oder zu hysterische Menschenansammlungen etwas zustoßen könnte.

Nach den Schlagzeilen am Sonntag aus der Landeshauptstadt St. Pölten, wo es sich Emil am Hauptbahnhof neben den Gleisen gemütlich machte und damit die Westbahn für etliche Stunden lahmlegte, zeigt er sich Dienstagfrüh in stoischer Ruhe in Melk. Jede Menge Fotos mit ihm kursieren bereits im Internet. Zugleich wird gebeten, das Tier nicht zu stressen, in Panik zu versetzen oder anzufüttern.

Gefahr für Emil und Autofahrer

Der stattliche Elch ist in der Melker Region weiterhin Hauptverkehrsstrecken, wie der B1, der Westbahn und der Westautobahn ausgesetzt. Der Melker Arzt Alfred Obermayer hatte sich schon am Wochenende im KURIER mit großen Bedenken zu Wort gemeldet. 

Zu sehr haben sich Unfälle in den 1980er-Jahren mit Elchen und auch einem schwerverletzen Menschen, den er nach einer Kollision auf der Autobahn im Spital behandelte, bei ihm eingeprägt. Er habe geahnt, dass Emil von St. Pölten nach Melk weiterzieht, sagte er am Dienstag. 

Seine Bedenken, dass der Edelhirsch im Verkehrstrubel großer Gefahr ausgesetzt ist, hegt er weiter. Obermayer ist nicht der einzige, der die Ansicht vertritt, dass man Emil zum Eigenschutz narkotisieren müsste, um ihn dann in eine sichere Region zu bringen. Über die Kompetenz, wer in NÖ diese Entscheidung zu treffen hätte, gibt es indessen große Unklarheit, wie auch der ORF in NÖ berichtete.

Im Zusammenhang mit dem Bezirk Melk ist interessant, dass sich gute 20 Kilometer westlich von Melk, bei Ybbs an der Donau und Bergland, ein Jahrhunderte alter Wildtier-Korridor vom Norden in den Süden über die Westautobahn führt. Die Asfinag errichtete 2015 mit einem Millionenaufwand eine Grünbrücke über den Highway. Gut möglich, dass Emils Instinkt die uralte Route aufgenommen hat und er seinen Weg sogar ins Alpenvorland hinein fortsetzen könnte. 

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