„Schwefelkinder“ werden die Badener öfters genannt. Mehr oder weniger charmant gemeint, aber auf jeden Fall mit gutem Grund, denn das „gelbe Gold“ hat zum Weltruf Badens als Kurstadt geführt. Die Schwefelquellen sind in vielerlei Hinsicht präsent. Der Name der Schwechat, die durch die Stadt fließt, leitet sich auch von „swechant“ ab, was „die Stinkende“ bedeutet. Doch „die echten Schwefelkinder sagen, dass sie den Schwefel nicht riechen“, betont die Leiterin der Badener Museen, Ulrike Scholda.
„Duftspuren“ hat die Badekultur über Jahrhunderte in Baden hinterlassen. Die neue Ausstellung „Aufbaden-Abbaden“, zu sehen ab 22. April im Kaiserhaus, folgt ihnen. Der Rundgang entspricht dabei dem Ablauf eines Kuraufenthaltes. „Vom Ankommen über das Abtauchen bis zum Anbandeln“, erklären die Kuratorinnen Beatrice Jaschke und Marion Oberhofer mit einem Schmunzeln.
Kuren als Welterbe
Die Reise reicht vom Ankommen in der Kurstadt, über das Aufbaden im Schwefelbecken, dem Anwenden im Wasser und im Turnsaal und dem Ausgehen im Kurpark, bis hin zum Abtauchen im Einzelbad, um schließlich im Strandbad wieder aufzutanken. Reiseführer und Kurlisten dokumentieren, wie international das Publikum bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist: Gäste kamen aus ganz Europa. Die Kurgeschichte spiegelt aber auch die Hygiene- und Moralvorstellungen wider. Badeordnungen regelten nicht nur die Länge der Badekleidung, sondern auch welcher Gesang erlaubt war oder welches Bad angemessen war – vom Armenbad über das Militärbad bis zum sogenannten Judenbad. Vier fiktive Kurgäste aus vergangenen und zukünftigen Zeiten lassen in die Badener Kur eintauchen.
Interaktive Elemente bereichern die Schau, so kann man ins Bällebad eintauchen, Zeitzeugenberichten lauschen oder kurios anmutenden Fitnessgeräte bestaunen. Kinder sind eingeladen, im „Schwafel-Schwefelheft“ Kurgeschichten zu erfinden.
Die Badekultur mache das besondere Lebensgefühl und die Lebensqualität in Baden aus, betont Bürgermeister Stefan Szirucsek. Wofür man 2021 in die UNESCO-Welterbeliste als „Great Spa Towns of Europe“ aufgenommen wurde.
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