Einsatzkräfte außer sich: "Unbelehrbare" machen neben Waldbrand Lagerfeuer

In Niederösterreich kämpfte eine Hundertschaft an Feuerwehrleuten seit dem Wochenende gegen einen Waldbrand an. In Salzburg rüstet man sich nun für ähnliche Szenarien.
Während eine Hundertschaft an Feuerwehrleuten seit Samstag gegen einen riesigen Waldbrand im Rax-Schneeberg-Gebiet kämpft, haben laut den Einsatzkräften einige "Unbelehrbare“ noch immer nichts daraus gelernt.
Wenige Kilometer von dem Feuerwehr-Großeinsatz entfernt, ist die Forstaufsicht am Ufer der Schwarza im Höllental (Bezirk Neunkirchen) auf frische Feuerstellen gestoßen.

Eine der Feuerstellen im Wald
Natur zurück in der Steinzeit
Trotz höchster Waldbrandgefahr wollten Wanderer tatsächlich mitten in der Natur Lagerfeuer entzünden. Es ist erst dreieinhalb Jahre her, dass ein solches illegales Lagerfeuer auf dem Mittagstein bei Hirschwang einen der größten Waldbrände der 2. Republik ausgelöst hatte. Seit dem 13-tägigen Feuer im Herbst 2021 gleicht der Bergrücken einer bizarren Kulisse.
Tausende verkohlte Baumstämme, bröckelnde Rinde, dazwischen nur ab und an ein Grasbüschel. Das Feuer vernichtete in Tagen, wofür die Natur mehrere hundert Jahre lang gebraucht hat es aufzubauen.
Quellschutzwald der Stadt Wien
Angesichts dieser dramatischen Ereignisse ist Peter Lepkowicz fassungslos darüber, dass einige "hoffnungslose Fälle“ immer noch nichts aus diesen Katastrophen gelernt haben. Lepkowicz ist oberster Hüter des 33.000 Hektar großen Quellschutzwaldes der Stadt Wien im Rax-Schneeberggebiet und Bürgermeister von Schwarzau im Gebirge. "Es hat seit Wochen nicht mehr ausgiebig geregnet. Ein Funke reicht und der Wald steht in Flammen“, warnt Lepkowicz.

Peter Lepkowicz
Rekord-Dürre im Winter
Die Trockenheit in der Region ist rekordverdächtig. Laut Unwetterzentrale UWZ sind seit Jahresbeginn bei der Messstation Reichenau an der Rax nur 7 Liter Niederschlag/Quadratmeter statt durchschnittlich 120 Liter/m2 gemessen worden. "Das ergibt ein Defizit von 94 Prozent. Seit Mitte Februar ist das ein absoluter Rekordkurs, was die Dürre anbelangt“, heißt es bei UWZ.
Gleichzeitig gab es im Februar und März Rekordtemperaturen weit über dem Schnitt. Die Landespolizeidirektion Niederösterreich und der NÖ Landesfeuerwehrverband haben am Montag auf die aktuell hohe Waldbrandgefahr verwiesen. Die Polizei erinnert einmal mehr an die Strafbarkeit von widerrechtlich entfachten Lagerfeuern.
Mit Montag (10. März) sind Waldbrandverordnungen in den Bezirken Baden, Bruck an der Leitha, Lilienfeld, Mödling, St. Pölten-Land, Wiener Neustadt Bezirk, Scheibbs sowie im Stadtgebiet von Wiener Neustadt in Kraft, hieß es vom Büro von LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP). "Verstöße gegen die bestehenden Vorschriften können mit hohen Strafen geahndet werden. Der Strafrahmen beläuft sich auf bis zu 7.270 Euro bzw. vier Wochen Ersatzfreiheitsstrafe“, informierte die Landespolizeidirektion.

Boden wird aufgegraben
Der am Samstag ausgebrochene Waldbrand bei Schwarzau im Gebirge wird die Feuerwehren sicher noch länger beschäftigen. Bezirkskommandant Josef Huber spricht von einem "kräfteraubenden Einsatz im steilen Gelände“. "Der Boden wird aufgegraben und Glutnester werden abgelöscht“, so Huber.
Ein Einsatzende sei vorerst nicht absehbar. Auslöser für den Waldbrand war ein brennendes Fahrzeug. Durch den starken Wind griffen die Flammen auf ein nahe gelegenes Waldstück über und breiteten sich rasch aus. Sonntagnachmittag konnte das Feuer unter Kontrolle gebracht und die betroffene Fläche auf rund acht Hektar eingegrenzt werden.
"Brand aus"
Dienstagfrüh konnte von den Einsatzkräften ein vorläufiges "Brand aus“ gegeben worden. Die betroffene Fläche werde aber weiterhin zweimal täglich mittels Drohnenflügen beobachtet, die örtliche Feuerwehr bleibe auf Stand-by, sagte Feuerwehr-Bezirkskommandant Josef Huber.
LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf dankte Huber und den insgesamt 1.025 Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren, die beim Waldbrand in Schwarzau am Gebirge im Einsatz waren. "Gemeinsam mit der Feuerwehr haben wir in den letzten Jahren massiv in die Waldbrandbekämpfung investiert – von Spezialfahrzeugen und Drohnen bis hin zu über 200 ausgearbeiteten Waldfachplänen. Dazu wurde auch die Ausbildung spezialisiert und intensiviert. Man sieht, dass sich das mehr als bezahlt macht“, sagt Pernkopf.
30 Millionen Euro Schaden
Bis zu 340 Helfer und fünf Löschhubschrauber waren am Samstag im Einsatz, am Sonntag waren es noch 320 und drei Helikopter. Was ein derartiger Großbrand volkswirtschaftlich bedeutet, weiß man seit dem Inferno 2021 im Raxgebiet. Das Feuer hielt 13 Tage lang 9.000 Einsatzkräfte in Atem. Der Schaden wurde damals mit rund 30 Millionen Euro beziffert.
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