So leicht ist Franz Steiner nicht mehr aus der Ruhe zu bringen. Der „Mr. Weltcup“ hat Föhnstürme am Renntag erlebt, saftig grüne Wiesen statt weißer Hänge wenige Tage vor dem Spektakel und auch die kuriose Sexismus-Posse rund um eine nackte Skifahrerin auf dem Werbeplakat von Künstler Christian Ludwig Attersee, hat ihn nicht sonderlich aus der Ruhe gebracht.
Steiner blickt aus dem Fenster seines Weltcup-Büros. In etwas mehr als zwei Wochen schlägt der Skizirkus wieder am Hausberg der Wiener seine Zelte auf. Rechtzeitig zu den letzten Vorbereitungen ist es winterlich geworden. Der Semmering ist in ein Schneekleid gehüllt, die 70 Schneekanonen und -lanzen pulvern seit Freitag aus vollen Rohren. Es ist bitterkalt geworden.
Liftbetrieb startet
„Wir haben endlich die Minusgrade, die wir für eine solide Beschneiung benötigen“, erklärt Nazar Nydza, Geschäftsführer der Semmering-Hirschenkogel-Bergbahnen. In den kommenden Tagen werden nachts Werte von minus 10 Grad prognostiziert. Läuft alles nach Plan, startet man kommende Woche den Liftbetrieb.
Nach 27 Jahren Damen-Weltcup am Semmering gibt es heuer eine Zugabe. Erst zum zweiten Mal werden gleich drei Rennen ausgetragen. Eine Sonderschicht der insgesamt 300 freiwilligen Helfer macht es möglich, dass die Region am 27. Dezember für den abgesagten Riesenslalom von Sölden einspringt. Tags darauf folgt der zweite Streich mit einem weiteren RTL und am 29. Dezember steht der traditionelle Nacht-Slalom auf dem Programm – wohlgemerkt noch nicht mit sparsamer LED-Lichttechnik.
Nachtslalom, Flutlicht, Beschneiung: Wie geht sich das alles in Zeiten horrender Energiekosten und der Teuerung aus? Laut dem Eigentümer-Vertreter der Bergbahnen, Viktor Babushchak, sei die heurige Wintersaison in trockenen Tüchern. Der Zauberberg ist für sein üppiges Flutlichtangebot bekannt, der Nachtskilauf macht einen beträchtlichen Teil des Umsatzes aus. Die Bergbahnen haben mit ihrem Energielieferanten, der EVN, noch bis zum Ende der Skisaison im März einen bestehenden Vertrag mit einem Fixpreis für Strom. Die Teuerung trifft die Lifte erst danach.
Sparstift
Gespart werden muss aber trotzdem. Die Organisatoren haben das sonst recht üppige Rahmenprogramm etwas gestutzt. Der Wintersportverein Semmering (WSV) verzichtet als Organisator des Weltcups auf das riesige Partyzelt, dafür gibt es heuer eine Open-Air-Bühne mit verschiedenen Konzerten und Show-Acts, erklärt Steiner. Der VIP-Bereich des WSV findet traditionell in der Tennishalle statt. Beim Skiverband bleibt man seiner Linie treu und schlägt wie gewohnt für den exklusiven Weltcup-Club ein Festzelt für Sponsoren und VIP-Gäste im Zielgelände auf.
Bis zum 19. Dezember bleibt dem Team der Bergbahnen und des WSV nun Zeit, die Panoramapiste in einen weltcuptauglichen Zustand zu bekommen. „An diesem Tag erfolgt die Schneekontrolle durch den Race-Direktor der FIS“, sagt Steiner.
Danach ist der Rennhang – zum Leidwesen der Liftbetriebe – für den Publikumsskilauf gesperrt. „Das tut uns für den normalen Skibetrieb natürlich besonders weh. Aber das müssen wir eben in Kauf nehmen“, erklärt Nydza. Dafür läuft für den Semmering tagelang die Werbetrommel vor einem weltweiten Millionenpublikum an den TV-Geräten. Der Werbewert wurde zuletzt mit zwei Millionen Euro berechnet. An die 20.000 Besucher werden die Rennen live am Berg mitverfolgen. „Der Kartenverkauf läuft bereits gut. Die VIP-Tickets sind schon recht vergriffen. Viele warten aber das Wetter ab und kommen dann spontan“, sagt Steiner.
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