Ein Zuhause nach der Flucht

Die vierjährige Julia musste mit ihren Eltern (im Bild Papa Loay) und ihrer Schwester aus Syrien flüchten. Hier ist sie wieder sicher
Die Gemeinde stellte einer Familie aus Syrien eine Wohnung zur Verfügung.

Loay J. und seine Frau Manar sitzen gemeinsam auf einer Couch im Wohnzimmer. Die vierjährige Tochter Julia spielt ein Zimmer weiter, ihre kleine Schwester Mirna (zwei Jahre) schläft friedlich im Bett. Auf dem kargen Wohnzimmerschrank steht ein Foto. Es ist das bisher einzige Foto, denn Loay J. und seine Familie wohnen erst seit knapp zwei Wochen in einer eigenen Wohnung in Klosterneuburg. Davor lebten sie mit dem Rest der Familie zu zehnt auf knapp 70 .

Loay J. ist gemeinsam mit seiner Frau, seinen beiden kleinen Töchtern, seiner Schwester, ihrem Mann und ihren beiden Söhnen und seinen Eltern von der syrisches Hauptstadt Damaskus über den Libanon nach Österreich geflüchtet.

Bombenhagel

"Als wir zu Beginn des Krieges zum ersten Mal eine Bombe gehört haben, haben wir gerade mit unseren Mädchen gespielt", erzählt Loay. Mit der Zeit sind immer mehr Bomben niedergegangen. "Wenn man hinaus gegangen ist, wusste man eigentlich nicht, wie weit man kommt", sagt der 33-Jährige. In Syrien hatten er und seine Frau gute Jobs – beide haben englische Literatur studiert. Das Haus mit Garten wurde zerbombt. "In unserem Viertel gibt es nichts mehr", sagt Loay. Über die Flüchtlingshilfe des UNHCR ist die Familie im Jänner legal nach Klosterneuburg gekommen. Die Eltern besuchen Deutschkurse, die vierjährige Julia geht in den Kindergarten, in der Musikschule lernt sie Geige. Und seit Kurzem lebt die Familie in ihrer eigenen kleinen Wohnung. Denn der Gemeinderat hat der Vergabe einer Gemeindewohnung beschlossen. Alle Parteien waren dafür. Nur die FPÖ nicht.

Jobsuche

In einer Aussendung wetterte FPÖ-Gemeinderat Josef Pitschko: "Die Gutmenschen, die lautstark die Aufnahme tausender syrischer Flüchtlinge fordern, sollen ihre Villen und Klosterpforten für deren Unterbringung öffnen." Gemeindewohnungen seien "Sozialleistungen für einkommensschwache Klosterneuburger", schreibt er.

Doch wenn er will, kann der Gemeinderat die Richtlinien für die Vergabe von Gemeindewohnungen umgehen. So wie im Fall von Familie J. "Es waren sich alle bewusst, dass diese Menschen fliehen mussten. Sie hatten keine andere Wahl", sagt Bürgermeister Stefan Schmuckenschlager (ÖVP). Loay J. und seine Frau sind froh, dass sie in Klosterneuburg leben dürfen. "Wir sind sehr dankbar. Wir lernen Deutsch und wollen schnell Arbeit finden", sagt Loay. Den Stempel "Ausländer" will er nicht aufgedrückt bekommen: "Wir wollen, dass Österreich unsere neue Heimat wird."

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