Ein Winzer auf den Spuren der Bibel

Ein Winzer auf den Spuren der Bibel
Erzdiözese Wien. In Carnuntum wird Wein erstmals so angebaut, wie es im Alten und Neuen Testament steht

Er schafft es zwar nicht, Wasser in Wein zu verwandeln. Mit dem einzigen Bibelweingarten Österreichs dürfte Winzer Christian Graßl vom Nepomukhof in Göttlesbrunn (NÖ) aber trotzdem für Aufsehen sorgen. Denn er versucht hier erstmals, Wein so anzubauen und zu verarbeiten, wie es im Alten und Neuen Testament beschrieben wird. Dieser Tage wurde das Projekt im Weinbaugebiet Carnuntum, das zum Wirkungsbereich der Erzdiözese Wien gehört, mit Segen der Kirche eingeweiht.

Präzise nach bis zu 5000 Jahre alten Regeln vorzugehen, sei einerseits eine Herausforderung, sagt Sepp Baldrian, Herausgeber des Fachmagazins Der Weinbau, von dem die Idee zum Bibelweingarten stammt. Andererseits finde man in der Bibel mehr Parallelen zum modernen Weinbau als man glaubt. Hochkultur, jährlicher Rebschnitt, Laub-Arbeit zur Verbesserung von Belichtung und Durchlüftung des Weinstocks oder Ausdünnen zugunsten der Weinqualität sind nämlich keineswegs neuen Innovationen, wie Universitätsprofessor Anton Burger in seinem Buch „Zum Wein in der Bibel“ belegt. Auf Basis seiner Erkenntnisse reifte der Plan, den Graßl nun umsetzt.

Maulbeerbäume

Um so authentisch wie möglich arbeiten zu können, pflanzte der Winzer im Weingarten – wie in der Bibel dokumentiert – 750 Maulbeerbäume, an denen sich die Reben ab nun emporranken. Sozusagen zur Wiederauferstehung verhilft er dabei dem Grünen Sylvaner. Spuren der Sorte wurden in einem Hügelgrab nahe Zagersdorf im Burgenland gefunden und auf zirka 700 vor Christus datiert.

Geerntet wird händisch bei voller Reife, im Keller beschränkt sich Graßl auf das Wesentliche: Das Ziel sei, die Trauben ohne „Hilfen von heute“ Wein werden zu lassen. Den Most bringt er mit Naturhefen nach altem Wissen zur Gärung, aufbereitet wird dieser in Amphoren oder Holzfässern.

Das Auspressen der Trauben mit den Füßen ist zwar nicht ganz Bibel-konform, beeinträchtigt das Ergebnis jedoch ebenso wenig, wie andere kleine Tricks, die auf die Qualität abzielen. So wird dem Wein als Ersatz für das geschichtlich überlieferte Harz etwa in minimalen Mengen Schwefel zugeführt, um die Haltbarkeit zu fördern. Und im Weingarten setzt Graßl, der seinen Betrieb gerade auf Bio umstellt, Pflanzenstärkungsmittel ein. Wie zum Beispiel Orangenschalenkonzentrat als Schutz gegen Krankheiten.

Was in drei Jahren, wenn die Reben den vollen Ertrag von etwa 1000 Litern erbringen, herauskommt, werde man sehen, sagt er. Das Ergebnis lasse sich nicht vorhersagen. „Mit penibler Verarbeitung und dem Faktor Zeit müsste aber ein Traumwein herausschauen“, meint Baldrian. Ein Messwein im Idealfall, ergänzt Ex-Ministrant Graßl, der damit „den Vatikan erobern“ will, wie er im Scherz verrät.

Ein reiner Marketing-Gag sei das Projekt jedenfalls nicht, betonen Winzer und Ideengeber. Dafür sei der Aufwand zu groß. Zudem erläutert Bibelkenner Anton Burger in seinem Buch: Wein ist eine Gabe Gottes, die bei mäßigem und dankbarem Genuss auch Heil bei gesundheitlichen Problemen bringt.

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