Kundenbeteiligung ist beim Weingut Dürnberg im niederösterreichischen Falkenstein (Bezirk Mistelbach) weit mehr als eine leere Floskel. „Andere Weingüter haben Mitgliedskarten oder Vorteilsklubs. Wir gehen einen Schritt weiter und wollen unsere Kunden als Eigentümer mit an Bord holen“, sagt Georg Klein, Vorstandsmitglied bei Dürnberg. Seit vergangenen Mai ist das Unternehmen eine Aktiengesellschaft und mittlerweile auf der Suche nach Aktionären.
Kein klassisches Weingut
Dass ein Weingut zu einer AG wird, sei in Österreich etwas ganz Besonderes, erklärt Joseph Glatt, Direktor des Österreichischen Weinbauverbandes. Und auch im restlichen Europa sei das alles andere als üblich. „Dass Eigentümer von Aktiengesellschaften, etwa Luxuskonzerne, Weingüter aufkaufen, passiert immer wieder. Dass sich aber ein Weingut dazu entscheidet, selbst eine Aktiengesellschaft zu werden ist doch ungewöhnlich“, betont der Experte.
Das erklärt Georg Klein damit, dass Weingüter in Österreich fast immer Familienbetriebe sind. Dürnberg sei hingegen erst 1991 von Christoph Körner gegründet worden. „Für einen klassischen Winzer wäre es ein Albtraum, seine Zahlen veröffentlichen zu müssen. Wir machen das schon seit Jahren“, sagt Klein.
Vor 30 Jahren wurde das 60 Hektar große Weingut von Christoph Körner gegründet. Pro Jahr produziert Dürnberg etwa 400.000 Flaschen, von denen 60 Prozent in den Export gehen
Derzeit gibt es bereits 2.000 interessierte Aktionäre, 4.000 sind das Ziel.
500 Euro soll eine Aktie beim Weingut „Dürnberg“ kosten. An Großinvestoren, die 100.000 oder 250.000 Euro anbieten, ist der Vorstand nicht interessiert.
In etwa die Hälfte der AG soll verkauft werden. Es gehe aber nicht darum, als Weingut zu wachsen. Im Vordergrund stehe nämlich die Kundenbindung. „Wir wollen die persönliche Beziehung zwischen dem Kunden und seinem Winzer aus der Versenkung holen.“ Zwar mache es Freude, nach Australien oder in die USA zu exportieren, der Austausch mit den Menschen fehle dabei aber gänzlich. Früher sei das nicht so gewesen.
Damals sei man noch persönlich zum Weingut gefahren und durch die entstandene Freundschaft wäre man nie auf die Idee gekommen, irgendwo anderes einzukaufen, erzählt Klein von seiner Kindheit. Um dahin zurückzukehren, sollten möglichst viele Kunden am Unternehmen beteiligt werden.
Keine Großinvestoren
„Das Ziel ist es, das einzige Weingut Europas zu werden, das mehreren tausend Weinfreunden gehört.“ Als erfolgreich sei das Projekt dann anzusehen, wenn 4.000 Aktien vergeben werden. „Persönlich ziele ich aber auf 8.000 ab“, sagt Klein. Aktuell sehe es nämlich danach aus, dass auch das zu schaffen wäre.
Seit der Bekanntgabe Anfang Jänner hätten sich bereits 2.000 Interessenten gemeldet. Darunter auch einige Großinvestoren. „Es gibt Leute, die gerne 100.000 oder 250.000 Euro investieren möchten. All denen sagen wir ab.“ Es gehe Dürnberg nämlich nicht darum, ein Investment des Investments wegen anzubieten, sondern um Weinliebhabern die Beteiligung an einem Weingut zu ermöglichen. Und das sei bereits mit 500 Euro möglich. „Es wird nicht so sein, dass man neben seinen Apple- und Amazon-Aktien auch Dürnberg hat. Das ist kein Baustein für die Altersvorsorge.“
Viele Vorteile für Aktionäre
Selbstverständlich hätten die Aktionäre aber Anspruch auf die Auszahlung der Dividende. Klein geht davon aus, fünf Prozent ausschütten zu können. Das sei nicht der einzige Vorteil. Neben dem Mitspracherecht in der Hauptversammlung, sei ein „Shareholder Reserve“ geplant. Bei ganz besonderen Weinen hätten Aktionäre also das Recht, als erster zu kaufen.
... sowie ein Flaschenreifekeller und ein neuer Verkosteraum entstehen.
Mit dem Verkauf der Aktien soll neben einem neuen Fasskeller und einem Flaschenreifekeller auch ein neuer Verkosteraum gebaut werden. Dieser soll zum neuen „Wohnzimmer der Aktionäre“ werden und ihnen jederzeit zur Verfügung stehen.
Ziel sei es, Dürnberg durch die Investoren zu einem der besten Namen des österreichischen Weinbaus zu machen. Klein: „Wer Weinviertel sagt, soll dann an Dürnberg denken.“
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