Ein Leben mit Maroni und Erdäpfeln

Ein Leben mit Maroni und Erdäpfeln
Seit 40 Wintern erwärmt Roman Stippich seine Kunden mit heißen Imbissen, Schmäh und einem immer offenen Ohr.

Er ist eine Institution. Stammkunden haben ihm längst den Titel „Dr. Maroni“ verliehen. Jetzt haben ihn Stadt Krems und Kaufmannschaft geehrt: Seit 40 Jahren steht der gebürtige Steirer Roman Stippich in jeder Saison in seinem Stand am Täglichen Markt in der Kremser Fußgängerzone. „Die Ehrung hat mich wirklich sehr gefreut“, sagt der 62-Jährige gerührt.

Eigentlich ist Stippich gelernter Bäcker. „Weil wir jeden Tag schon um elf Uhr mit der Arbeit fertig waren, habe ich einen Nebenjob gesucht. Ein Gemüsehändler, der auch Maroni geführt hat, hat mir den Tipp gegeben. Also habe ich mir eine Genehmigung geholt, weil ich eigentlich noch zu jung für ein Gewerbe war, und hab angefangen“, erzählt Stippich. Dass er die Nacht vor dem Aufsperren fast nicht schlafen konnte vor Sorge, was die Leute sagen werden – darüber kann er heute lachen. Inzwischen kennt er fast jeden in der Stadt, ist ein angesehenes Mitglied im Kreise der Wirtschaftstreibenden. „Am Anfang haben’s mich schon ein bisserl belächelt, als ich mit Maroni und Erdnüssen angefangen habe“, erinnert er sich. „Aber inzwischen habe ich auf dem Platz schon viele, auch sehr angesehene Firmen überlebt“, erinnert sich Stippich. Sechs Monate dauert seine Saison und in dieser Zeit ist er sieben Tage die Woche im Stand zu finden.

Nachfolge

Inzwischen betreut auch sein Sohn längst einen Maronistand. In der Brunngasse in St. Pölten. „Er hat dort den Burger-King überlebt und ich den Mac-Donalds in der Innenstadt. Ich esse die Burger auch gern, aber die Kinder sind anscheinend lieber zu mir um Erdäpfelscheiben gekommen“, schmunzelt Stippich. Der arbeitet natürlich auch im Sommer. Ist mit Karussell oder Hüpfburg von einem Fest zum andern unterwegs. Früher auch mit einem Pony-Ringelspiel. „1440-mal habe ich die Fünf-Tonnen-Anlage auf und wieder abgebaut und verladen“, erinnert er sich.

Freundschaft

Da ist ihm der Maronistand lieber. „Für manche bin ich fast Psychiater. Es haben sich auch viele Freundschaften mit Kunden entwickelt. Manche kenne ich, seit sie von den Eltern im Kinderwagen her gebracht worden sind“, lacht er und begrüßt den 45-jährigen Martin Müller. „Ich war auch schon mit den Eltern da und komme immer noch gern her“, betätigt der.

Dann wird Stippich nachdenklich: „Man muss immer freundlich, gut aufgelegt sein. Auch wenn’s innen drin manchmal anders ausschaut.“ Trotzdem: Beim Gedanken an die nahende Pension wird ihm mulmig zumute. „Mein Sohn möchte den Stand in Krems übernehmen. Hoffentlich gelingt das“, meint Stippich. „Und wenn er einmal Zahnweh hat, werde ich ihn sicher vertreten“, grinst er breit.

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