Ein filmreifer Fuhrpark bringt Hollywood ins Waldviertel
Am äußersten Ortsrand in Grafenschlag (Bezirk Zwettl) öffnet Martin Hahn (36) die Tür zu seiner Werkstatt. Drinnen steht ein Chevrolet Abschleppwagen, Baujahr 1958, rostbraun. Man braucht nicht viel Fantasie, um ein Lächeln zwischen den Scheinwerfern zu sehen. „Das ist Hook. Kennst du den Film ‚Cars‘?“ Natürlich. „Ich habe das Auto von einem 71-Jährigen in Missouri gekauft, ersteigert über Ebay zu einem Spottpreis“, erklärt der Hobbybastler.
In seiner Freizeit legt er den schicken Mantel, den er eben trägt, ab und tauscht ihn gegen Arbeitskleidung. Jeden Tag schraubt er an Autos herum. Aber nicht an irgendwelchen: Es sind jene von Super- und Actionhelden oder Zeitreisenden.
Der Waldviertler öffnet die nächste Tür, hebt eine Plane hoch: „Und das ist der Nissan Skyline GT-R von Paul Walker in ‚Fast and Furious‘. Kennst du den Film?“
Es sei sein absoluter Lieblingsfilm. „Das Auto gehört aber meiner Freundin Johanna“, sie habe er mittlerweile auch „angesteckt“. Er selbst hat sich mit dem Filmauto-Fieber 2006 „infiziert“, sich seinen Traum verwirklicht und K.I.T.T. aus der Kultserie „Knight Rider“ mit David Hasselhoff nachgebaut.
Ein Mann und sein Auto
„Ich wollte immer so ein Auto fahren.“ Das tut er nun. Und so heißt es bei seinen Kunden – er ist selbstständiger Versicherungsmakler – nicht selten wie in der TV-Serie: „Ein Mann und sein Auto kämpfen gegen das Unrecht.“
Er erzählt, dass er anfangs keinerlei Erfahrung mit Autos hatte – er musste K.I.T.T. bzw. den Pontiac Trans Am aber einfach haben. Eine Spenglerlehre wäre besser gewesen als ein Exportstudium, scherzt Hahn. „Zum Glück“ habe er einen Freund, der Karosserie-Spenglermeister sei. „Er hat mir alles gezeigt. Anfangs standen wir gemeinsam in der Werkstatt. Jetzt mache ich zu 95 Prozent alles selbst“, erzählt er, während er die nächste Tür in der Garage öffnet.
Dort stehen die fertigen Fahrzeuge: Ein fast sieben Meter langes und zweieinhalb Meter breites Batmobil, das Ghostbusters-Auto Ecto 1 – „davon gibt es weltweit nur 13“ –, ein A-Team-Bus, ein DeLorean DMC 12 – die Zeitmaschine aus „Zurück in die Zukunft“ – zwei Autos aus „The Fast and the Furious“ – und einige weitere Fahrzeuge aus der Film- und Fernsehwelt.
Gegenüber im zweistöckigen Carport: Steyr Traktoren, das Batpod (Motorrad von Batman) und zwei weitere K.I.T.T.-Modelle. „Ich bin der Einzige, der ihn im ‚Super Pursuit Mode‘ gebaut hat“, sagt Hahn. In der 4. Staffel mutiert K.I.T.T. damit zu einem raketengleichen Spoiler-Monster. „Die Arbeit hat sich sonst noch keiner angetan“, lacht er.
In Österreich sei die einschlägige Szene sehr klein, weltweit gebe es laut dem Experten nur rund 15 Personen, die eine so umfangreiche Sammlung haben wie er selbst. „Dabei baut fast keiner selbst. Das ist mein Vorteil. Ich muss auf keine Kosten achten und so werden die Autos 1:1 wie im Original“, berichtet der 36-Jährige.
Weltweites Engagement
Die Autos – oder die Teile dafür – erwirbt er auf der ganzen Welt. „Das Batmobil war mein zweites Projekt. Da habe ich die Karosserie in Amerika in Auftrag gegeben“, das „Innenleben“, also das Auto, hat er sich wo anders gesucht. Aber im Batmobil ist das Cockpit aus der Verfilmung von 1989. „Da saß Bruce Wayne – also in diesem Fall Michael Keaton – drinnen.“
Aber was macht man nun damit? Eine Straßenzulassung gibt es für so ein Gefährt nicht. „Ich fahre zu Events – das Batmobil oder den Ecto natürlich auf dem Anhänger. Die Fahrzeuge werden gebucht für Charitys, Shootings oder Hochzeiten“, führt der Niederösterreicher aus. Er selbst schlüpft dafür gerne in seinen Batman-Anzug. „Ich will damit kein Geld machen“, betont er. Die Begeisterung in den Augen der Menschen gefällt ihm. „Das schönste Erlebnis war in Luxemburg: Zwei kleine Kinder haben mir selbstgemalte Zeitungen geschenkt. Sie dachten, ich sei der richtige Batman“, erzählt er.
Deshalb erweckt er nun die Helden seiner Söhne – Hook und Lightning McQueen aus „Cars“ – zum Leben. „Ich denke an die nächste Generation, die fangen mit dem A-Team oder Knight Rider nichts an“, meint er. Und so wartet bereits eine leicht ausgeblichene rote Karosserie für Lightning McQueen in der zweiten Garage auf die Verwandlung. „Meine Kleinen glauben wahrscheinlich, jeder Papa hat solche Autos zu Hause“, meint er lachend.
Sein großer Traum wäre es, die Fahrzeuge irgendwann dauerhaft zu präsentieren. „Ich denke an einen Gastrobetrieb, wo sie quasi zum Inventar gehören“, führt Martin Hahn aus.
Ein erster Schritt ist jedenfalls eine „Autoshow“ im August in Grafenschlag, bei der jeder, der möchte, sein „filmreifes“ Gefährt herzeigen kann.
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