Drehorte in NÖ: Ein Land ist ganz großes Kino

Drehorte in NÖ: Ein Land ist ganz großes Kino
Filmschaffende haben Niederösterreich als Kulisse entdeckt. Die Burgen, Schlösser und Landschaften lassen sich auch in Hollywood-Streifen wiederentdecken.

Tim Curry fuhr Boot in der Seegrotte Hinterbrühl, während Kiefer Sutherland in „Die drei Musketiere“ vor der Burg Liechtenstein beschossen wurde. Nicolas Cage lief in „Der letzte Tempelritter“ durch die verwinkelten Gänge von Burg Kreuzenstein, auf die auch Hollywoodstar Henry Cavill in der Netflix-Serie „The Witcher“ einen Blick warf. Ganz zu schweigen von Roland Düringer, der im Wiener Umland sein Traumhaus bauen wollte, Erwin Steinhauer, der als „Polt“ durchs Weinviertel radelte oder Robert Palfrader, der in Eisgarn den „Braunschlager“ Bürgermeister gab.

Niederösterreich hat in Film und Fernsehen immer öfter einen großen Auftritt. Allein im Vorjahr gab es 387 Drehtage von landesgeförderten Produktionen. 57 Fernseh- oder Kino-Projekte stellten ein Ansuchen auf Filmförderungen, 37 Drehs wurden mit 1,3 Millionen Euro unterstützt. Inklusive kleineren Kunstfilmen wurden 105 Produktionen gefördert, im Jahr 2000 waren es nur 51.

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Dabei sind es vor allem Niederösterreichs historisches Erbe (wie seine Burgen und Schlösser) und die vielfältige Landschaft, aber auch die Nähe zu Wien, die die heimischen und internationalen Filmschaffenden begeistern. So hat erst kürzlich Regisseurin Margarethe von Trotta das Schloss Ernstbrunn als Setting für das Biopic „Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste“ (Kinostart 13.10.) gewählt, für den Kinofilm „Wald“ (Start heute, Samstag) drehte Regisseurin Elisabeth Scharang in den Gegenden um den Bruderndorferwald und in der Gemeinde Langschlag. Die Produktion von Timm Krögers Thriller „Die Theorie von Allem“, der kürzlich bei den Filmfestspielen in Venedig Premiere feierte, war im Südbahnhotel am Semmering zu Gast, und Jessica Hausners international produziertes Psychodrama „Club Zero“ drehte nicht nur im englischen Oxford, sondern auch in Kaltenleutgeben und Klosterneuburg. Für „Die neuen Geschichten vom Franz“ hieß es gar im Landesklinikum Klosterneuburg „Film ab“.

Service für Cineasten

Bei der Suche nach Drehorten und der Abwicklung erhalten die Produktionen Unterstützung von der Filmservicestelle Lower Austrian Film Commission (LAFC). „Wir haben Projekte, die wir komplett betreuen, bieten aber auch ein innovatives Onlineservice“, erklärt Film Commissioner Dietlind Rott. So finden sich in der Datenbank der LAFC rund 80.000 Bilder von Locations samt Beschreibung, Kontaktdaten, nahe gelegenen Settings sowie Angeboten für die Crew.

Das sei einzigartig und helfe den Produktionen, bei der Wahl der Drehorte „Aufwand und schließlich Geld zu sparen“, erklärt Rott. Zudem könne in der Datenbank nicht nur nach Stichworten, etwa „Burg“ oder „Bahnhof“, gesucht werden, sondern auch nach sogenannten Impulsen. „Hier kann nach ästhetischen Gesichtspunkten gesucht werden“, so die Expertin. Etwa nach Begriffen wie „abgelegen“. Über Jahre wurde die umfassende Datenbank aufgebaut. „Nur so ist es möglich, die große Bandbreite an Motiven im Bundesland sichtbar zu machen“, sagt Rott. Heuer gab es bis Ende August 212.00 Zugriffe.

Kino lässt Kassa klingeln

Auch nachhaltiges Filmschaffen ist in NÖ möglich. Mit dem Service des „Evergreen Prisma“ ist ein Kompetenzzentrum samt digitaler Plattform für „grünes Filmen“ geschaffen worden. So können sich hier „Green Film Consultants“ ausbilden lassen, die Projekte begleiten. Seit 2021 haben das 70 Filmschaffende gemacht. Auch wurde ein CO2-Rechner für Film und Fernsehen entwickelt und mit dem Österreichischen Filminstitut und dem neuen Verband der Green Film Consultants Austria ein Kriterienkatalog für ökologische Mindeststandards geschaffen, deren Einhaltung auch gefördert werden.

Dass im heimischen Bundesland öfter die Klappe fällt, hat nicht zuletzt eine wirtschaftliche und touristische Bedeutung. Produktionen müssen nämlich mindestens 150 Prozent der geförderten Summe wieder in das Land reinvestieren. 2022 wurden dadurch 8,7 Millionen Euro an wirtschaftlichem Effekt nachgewiesen. Filmfan-Besuche auf Burg Kreuzenstein und Co. wohl mitgerechnet.

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