Donau-Uni bietet Hilfe gegen Dschihadismus an
Sie sind jung, gläubig und stehen am Rande der Gesellschaft: Schon mehr als 150 junge Österreicher waren bereit, als Dschihadisten in den sogenannten "Gotteskrieg" nach Syrien oder in den Irak zu ziehen. Österreich rüstet sich zu Gegenmaßnahmen und gibt dafür Millionen aus. Doch die Vorbeugung gegen Radikalisierungstendenzen, so kritisieren Fachleute, bleibt weitgehend auf der Strecke. Dabei gibt es jetzt sogar ein maßgeschneidertes Angebot: Um das globale Phänomen des Dschihadismus besser zu verstehen, startet ab März ein neuer, zweisemestriger Lehrgang zum Thema "Neo-Salafistischer Islamismus" an der Donau-Universität Krems für Fachleute aus den Bereichen Jugend und Soziales.
Prävention
Fürlinger ist überzeugt, dass nicht die Aufrüstung der heimischen Polizei und des Militärs, sondern Prävention und Bildung die stärkere "Waffe" gegen den globalen Dschihadismus ist. Es sei zwar legitim, Millionen für die öffentliche Sicherheit locker zu machen, aber aus seiner Sicht müsse mehr Gewicht auf die Verhinderung einer weiteren Radikalisierung junger Menschen gelegt werden. "Wenn 200 Millionen Euro für ein Sicherheitspaket, aber nur 150.000 Euro für Islamismus-Workshops da sind, stimmt die Gewichtung nicht", sagt der Religionsexperte.
Fürlinger sieht mehrere Seiten gefordert: Weil der Radikalisierungsgrad in den Gefängnissen hoch sei, müsse die muslimische Gefängnis-Seelsorge ausgebaut werden. Zudem sollten gezielte Förderungen Schüler mit Integrationshintergrund vor dem Schulabbruch bewahren. "Wenn Menschen keine Perspektiven haben, sind sie potenzielle Kandidaten für den Dschihadismus", sagt Fürlinger.
Mertkan G. hat seine Chance auf eine vorzeitige Entlassung aus der Untersuchungshaft verspielt. Nachdem der 14-Jährige schon einmal untergetaucht war, gingen die Behörden dieses Mal bei der Haftprüfung auf Nummer sicher und ließen ihn nicht frei. Es bestehe Flucht- und Tatbegehungsgefahr, teilte Andrea Humer, Vizepräsidentin des Landesgerichts St. Pölten am Freitag mit. Die U-Haft gelte nun bis 2. März, sollte bis dahin nicht von der Staatsanwaltschaft die Anklageschrift fertiggestellt worden sein, so Humer.
Der 14-Jährige war erstmals im Herbst 2014 festgenommen worden. Zuvor war die zunehmende Radikalisierung des Burschen durch Aussagen und Verhaltensweisen aufgefallen. Er soll sich unter anderem im Internet kundig gemacht haben, wie man unkonventionelle Sprengvorrichtungen bauen könne, und sich mit dem Wiener Westbahnhof als möglichem Ziel beschäftigt haben.
Nach einer Haftprüfung wurde der 14-Jährige Mitte November – unter Auflagen wie Bewährungshilfe, Schulbesuch und psychologischer Betreuung – enthaftet. Er musste außerdem seinen Reisepass abgeben und sich regelmäßig bei der Polizei melden. Am 13. Jänner tauchte der Jugendliche plötzlich unter. Nachdem er nicht von der Schule heimgekommen war, erstattete seine Mutter Abgängigkeitsanzeige. Ganz Österreich suchte nach den Jugendlichen. Die Staatsanwaltschaft St. Pölten ordnete in der Folge die Festnahme an. Schließlich wurde der 14-Jährige am 16. Jänner in einem Fast-Food-Lokal in Wien-Mariahilf aufgespürt und erneut festgenommen. Seitdem befindet er sich in der Justizanstalt St. Pölten.
Kommentare