Donau-Unfall: Heeresboot fuhr nicht mit Vollgas

Donau-Unfall: Heeresboot fuhr nicht mit Vollgas
Das Video eines Berufssoldaten könnte weitere Rückschlüsse zum Hergang geben. Die Staatsanwaltschaft prüft.

Es sind Szenen, die zeigen, wie schnell Freude in Leid umschlagen kann, Sicherheit in Hilflosigkeit: Der Unfall eines Bundesheerbootes während des Girls’ Camp bei Hainburg an der Donau, bei dem zwei jungen Frauen schwerst verletzt wurden, ist – wie berichtet – auf Video gebannt. KURIER-Informationen zufolge könnte die Aufnahme den Ermittlern nun wichtige Rückschlüsse zum Unfallhergang geben.

Denn das Video wurde von einem Berufssoldaten erstellt, der sich zum Zeitpunkt des tragischen Vorfalls genau hinter dem Bootsführer Alexander Sch. auf dem Unglücksboot befand. In einer Momentaufnahme soll dabei auch die Stellung des Gashebels zu sehen sein, als das Boot auf die Welle traf, die schließlich das Unglück ausgelöst haben soll und das Boot zum Kentern brachte.

Beweisstück

„Der Hebel war in einer mittleren Position. Das Boot war also nicht mit vollem Schub unterwegs“, sagt ein Insider zum KURIER. Deshalb glaube man nicht, dass der Bootsführer den an Bord befindlichen Frauen mit seinem Fahrstil imponieren wollte und es deshalb zu dem Unfall kam. Im Verteidigungsministerium formuliert man es so: „Das Video gibt keinen Hinweis auf einen Fahrfehler“, betont Heeressprecher Michael Bauer. Das wichtige Beweisstück bleibt vorerst den Augen der Heeres-Untersuchungskommission, Polizeiermittlern und der Staatsanwaltschaft vorbehalten.

Das bestätigt auch der Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft Korneuburg, Friedrich Köhl. Die Behörde hat ein Ermittlungsverfahren gegen den Bootsführer wegen fahrlässig schwerer Körperverletzung eingeleitet, ähnlich wie wenn er einen Autounfall mit Verletzten verursacht hätte. Wegen des laufenden Verfahrens äußert sich Köhl nicht zum Inhalt des Videos.

Schwierige Befragung

Weitere Aufschlüsse soll außerdem die Befragung aller Augenzeugen des Unglücks bringen. Dies kann aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Weil die insgesamt 54 Teilnehmer des Girls’ Camp aus den verschiedenen Bundesländern stammen, wurden die Polizeidienststellen an den jeweiligen Wohnorten mit der Befragung der Zeugen betraut. Die Aussagen sollen in weiterer Folge auch in den Bericht der Heereskommission einfließen. Wann dieser fertig ist, steht noch nicht fest.

Wenig Erfreuliches gibt es nach wie vor zum Gesundheitszustand der beiden schwer verletzten Frauen. Die 22-jährige Natalie T. und die 17-jährige Sophie K. waren mindestens 20 Minuten unter dem gekenterten Boot ohne Sauerstoff, ehe ihr Fehlen entdeckt und sie von Rettern herausgezogen wurden. Beide Frauen befinden sich nach wie vor im künstlichen Tiefschlaf.

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