Disput um fremden Toten im Grab

Disput um fremden Toten im Grab
Weitersfeld: Wegen des Eindrucks, eine Familie habe kein Interesse mehr an einem Grab, wurde ein Fremder darin beerdigt.

Nur zufällig haben wir erfahren, dass im Grab der Großeltern meines Mannes Kurt in Weiters­feld im Bezirk Horn ein fremder Mann beigesetzt wurde", erzählt Barbara Kalloch aus Wien. Anlass war, das Foto eines Urenkels, das bisher auf dem Grab stand, aber plötzlich vor der Tür der Familie in Wien lag.

"Das Grab war nur bis 2004 bezahlt", erklärt Pfarrer Domenicus Hofer, Herr über den Pfarrfriedhof.

"2007 wurden wir noch gefragt, ob man einen Baum von unserem Grab entfernen darf", sagt Frau Kalloch.

"Es stimmt, dass ein Strauch umgeschnitten werden sollte, damit man darüber ein Podest zimmern kann, das die Erde des Nachbargrabes aufnimmt. Aber bei dem Gespräch gab die Frau auch zu verstehen, dass kein Interesse mehr an dem Grab, das sehr ungepflegt wirkte, besteht", entgegnet Pfarrer Hofer.

"Das ist sicher nicht richtig", sagt Kalloch dazu.

Aufforderung

Die Familie Kalloch beruft sich darauf, dass Zahlungsaufforderungen gekommen seien, denen man gefolgt wäre. "Wir verschicken keine Erlagscheine. Bei uns ist es üblich, dass die Leute selber kommen und einzahlen. Ich laufe niemandem nach. Wir hatten zwar einen Mitarbeiter, der die Leute auf dem Friedhof früher drauf angesprochen hat, aber der ist leider verstorben. Ich habe keine Sekretärin oder sonst jemanden, der sich darum kümmert", beschreibt der Pfarrer die örtlichen Gepflogenheiten. Die waren der betroffenen Familie anscheinend ebenso wenig bekannt wie die Friedhofsordnung, die die Diözese St. Pölten für kirchliche Friedhöfe erlassen hat. "Darin ist klar geregelt, dass sich die Leute selber darum kümmern müssen", sagt Hofer.

"Wir haben in der Vergangenheit immer einen Zettel zugeschickt bekommen, der an die Zahlung erinnert hat. Das ist Gewohnheitsrecht, darauf haben wir uns verlassen", entgegnet Kalloch.

Überraschend

Zum aktuellen Problem kam es, als ein 47-jähriger Mann überraschend starb. Er hätte eigentlich in einem Nachbargrab beerdigt werden sollen. Doch das war rechtlich nicht möglich, weil mindestens zwölf Jahre zwischen zwei Beerdigungen im selben Grab liegen müssen. Da erschien das Nachbargrab als perfekte Lösung.

Inzwischen haben sich die Kallochs mit dem Vater des in ihren Grab bestatteten Mannes geeinigt: Sie werden dessen Namen auf ihren Grabstein schreiben lassen.

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