Zum Jubiläum ist die Schallaburg selbst das wertvollste Ausstellungsexponat

Zum Jubiläum ist die Schallaburg selbst das wertvollste Ausstellungsexponat
6,3 Millionen Besucher wurden bereits gezählt. Seit 50 Jahren werden am Landesschloss Schallaburg internationale Ausstellungen gezeigt. Heuer ist die Renaissance das große Thema.

Der Atem einer faszinierenden Zeit mit revolutionären Ideen, sensationellen Erkenntnissen zu den Naturwissenschaften und zur Kunst, aber auch mit wilden Umbrüchen sowie der Lust an Pracht und Glanz sollte am Freitagnachmittag auf der Schallaburg zu spüren sein. Mit der feierlichen Eröffnung der Ausstellung „Renaissance einst, jetzt & hier“ feierte das Land Niederösterreich auch den 50-jährigen Ausstellungsbetrieb im kulturhistorischen Gesamtkunstwerk aus der Renaissance. 6,3 Millionen Gäste wurden in dieser Zeit  hier bereits gezählt.

Zum Jubiläum ist die Schallaburg selbst das wertvollste Ausstellungsexponat

LH Mikl-Leitner und Festgäste bei der Erstbesichtigung der Renaissance-Ausstellung 

In den 16 Orten und Räumen der Ausstellung werden vielschichtige Themen präsentiert, die nicht nur die historische Bedeutung der Renaissance beleuchten, sondern auch ihren Einfluss auf unsere moderne Gesellschaft aufzeigen. Wichtigstes Exponat ist die prächtige, 1968 von Land Niederösterreich angekaufte und vor dem Verfall gerettete Burg selbst. 

Ausstellungszentrum

Die Schallburg sei zum Eckpfeiler in der nö. Kulturlandschaft und zu einem nationalen und internationalen Ausstellungszentrum geworden, waren sich Experten und Hausherrin Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner im Rahmen der Eröffnungsfeier einig. Auch vor 50 Jahren gab es zur Eröffnung auf dem damals nur zu einem Teil renovierten Schloss eine Renaissance-Schau. Mit 320.000 Besuchern wurde damals auch gleich der bisherige Allzeitbesucherrekord aufgestellt.

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„Die Renaissance war sicherlich eine Zeit des Umbruchs, der Buchdruck hat die gesamte Welt revolutioniert. Und heute befinden wir uns in einer Zeit des Umbruchs, wir alle befinden uns mitten im Wandel des digitalen Zeitalters“, zog Mikl-Leitner Parallelen von damals in die heutige Zeit.

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Aktuelle Fragen, wie man die heutige Informationsflut und Fake News bändigen könne, ergaben sich auch in der Renaissancezeit nach der Erfindung des Buchdrucks. Andere Beispiele liefern damalige epochale Erkenntnisse in der Wissenschaft und in der gesellschaftlichen Entwicklung. Auch hier würden sich Vergleiche mit heute, etwa bei der Entwicklung der Künstlichen Intelligenz, ergeben schilderten die Redner.  Petra Schaper-Rinkel , die Rektorin der Universität für angewandte Kunst Wien ging in ihrer Festansprache auf führende Persönlichkeiten der Renaissance, wie Leonardo da Vinci, Thomas Morus oder Erasmus von Rotterdam ein:  Sie hätten nicht die Wiederbelebung der so sehr verehrten Antike vorangetrieben, sondern letztendlich eine neue Epoche miteingeleitet, sagte sie.

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Die Ausstellung, die bis 3. November geöffnet ist, ist grob in drei Teile gegliedert. So wird auf das neue Menschenbild in der Renaissance-Zeit eingegangen. Weiters ist das Schloss selbst samt dem großen Prachtgarten ein unerschöpfliches Ausstellungsfeld. Dabei zählen bislang nicht zugängige Räume, wie der „Kryptoportikus“, das war der Festsaal der damaligen Zeit, und das sogenannte Neuschloss zu den Highlights.  Das dritte Themenfeld der Schau sind wertvolle und selten gezeigte Exponate  von der Astronomie bis zum Buchdruck.

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In einem Bereich wird aber auch auf die Ausstellungsvielfalt eingegangen, die auf der Schallaburg in den vergangenen 50 Jahren geboten wurden.

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Erfolgreiche Ausstellungen über gesellschaftliche Themen wie die 60er- und 70er-Jahre, Weltgeschichte über Tibet, die Hunnen, Jordanien oder den Islam und viele weitere Themen waren darunter. Erfolge auf die man sehr stolz sei, sagte Mikl-Leitner.

Escape-Room

Als weitere thematische Attraktion wurde auch ein neuer Escape-Room eingerichtet. Mystische Rätsel und Aufgaben aus der Renaissance-Zeit gilt es hier zu bewältigen. Eingebettet ist die Schallaburg-Schau ins „Jahr der Renaissance“ mit weiteren Ausstellungen im Kunsthistorischen Museum „Holbein.Burgmair. Dürer . Renaissance im Norden“ in Wien und mit der Austellung „Schauen erlaubt. Vielfalt Mensch“ auf dem Innsbrucker Schloss Ambras.  

Geschichte eines wandelbaren Schlosses

Das imposante  herrschaftliche Bauwerk im Melker Alpenvorland ist vom 11. Jahrhundert beginnend  bis zur Jetztzeit selbst zum Gesamtkunstwerk geworden. Als kulturelles Markenzeichen für Niederösterreich zählt die Schallaburg zu den angesehensten Ausstellungszentren in Österreich.  

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Feiert man heuer in NÖ die Übernahme der Burg und die erste Ausstellung vor 50 Jahren, so liegt die eigentliche Geburtsstunde knapp 500 Jahre zurück. Nach italienischem Vorbild baute sie Hans Wilhelm von Losenstein zum prächtigsten Renaissanceschloss nördlich der Alpen aus. Und innerhalb der Burgmauern wehte schon damals ein aufklärerischer Geist. Der Herrschaftssitz der Losensteiner war Zentrum des neuen evangelischen Glaubens, aber auch Standort einer neuen Schule mit einem fortschrittlich-zukunftsweisenden Bildungsverständnis. 

Arkadenhof

Sofort erlebbar ist heute die Freude an Pracht und das Lebensgefühl der Renaissance im Arkadenhof der Schallaburg. In den zweigeschoßigen Laubengängen fühlt man sich sofort in südliche Sphären katapultiert. 1.600 Terrakotten-Figuren spiegeln wider, wie wichtig klassische Bildung für die Bauherren war: Fabelwesen,  Götter und Gespenster treffen hier auf freche Fratzen, Götter und  herrschaftliche Wappen. Griechische und römische Mythen, aber auch Legenden aus der Region werden erzählt. Etwa jene vom Hundefräulein, das bis heute auf der Schallaburg herumgeistern soll. 

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Dass man auf der Schallaburg zu feiern wusste, bezeugt der historische Garten. Er beherbergte geformte Blumenbeeten, seltene Pflanzen, tönernen Figuren und Wasserspiele.  Er birgt auch die vermutlich letzte Renaissance-Schießstatt Europas sowie die Grundmauern eines Ballhauses, in dem einst einem Vorläufer des Tennisspiels gefrönt wurde.

Ankauf

Bedingt durch zwei Weltkriege, die Weltwirtschaftskrise sowie durch fehlendes wirtschaftliches Geschick der letzten Besitzer aus der Familie Tinti erlebten die Schallaburg und die dazugehörige Herrschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen stetigen Niedergang. Mit dem Staatsvertrag 1955 ging die Anlage in den Besitz der Republik Österreich über. 1968 erfolgte dann der Verkauf der Schallaburg an das Land NÖ.
Ständig notwendige Sanierungen unter strengen Denkmalschutzauflagen waren im letzten halben Jahrhundert angesagt:  In den vergangenen beiden Jahrzehnten wurde das Renaissanceschloss in mehreren Schritten saniert und umgebaut. Unter anderem konnte ein barrierefreier  Ausstellungsrundgang geschaffen werden.

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Seit dem Sommer 2021 wurden bis zum heurigen Jubiläumstermin  weitere Investitionen in die Modernisierung, Sicherheitstechnik und Energieeffizienz  getätigt. 2012 waren 6,5 Millionen Euro für die Ertüchigung des Schlosses veranschlagt worden.

 

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