Die letzte funktionsfähige Windmühle

Die letzte funktionsfähige Windmühle
Die Retzer Mühle ist die einzige noch funktionsfähige von einst mehr als 40 im Weinviertel.

„Sag uns Herr Bäcker, woher kommt dein Brot? – Ich habe das Brot aus Mehl gemacht. Der Müller hat mir das Mehl gebracht“, singen die Kinder der Volksschule Grabern im Bezirk Hollabrunn in der Backstube bei der Windmühle in Retz. Ihre Finger sind noch voll Brotteig, eben haben sie ihre selbstgeformten Brötchen in Form von Schnecken, Sonnen und Blumen in den Backofen geschoben. Hermine Schuch, die Frau des Mühlenwarts, hat mit ihnen gebacken und ihnen gezeigt, wie ihr Pausenbrot von Hand entsteht. Dabei tauchen sie auch ein in die Geschichte des Weinviertels und besichtigen die einzige funktionsfähige Windmühle Österreichs. „Bis 1924 wurde hier Mehl gemahlen, dann wurde die Mühle in einen Dornröschenschlaf versetzt, der 90 Jahre andauerte“, erzählt Mühlenwart Rolf Schuch, der, wie der Müller damals, in weißer Arbeitskleidung am Werk ist.

Seit 2010 ist die 1772 erbaute Mühle wieder in Betrieb. „Bei geeignetem Wind können wir nicht nur die Räder laufen lassen, sondern auch Mehl mahlen. Früher gab es im Weinviertel 40 Windmühlen, die Brotgetreide zu Brotmehl verarbeiteten, damit die Leute was zu Essen hatten“, erläutert Schuch. Die Retzer Mühle am Kalvarienberg ist die einzige, die übrig blieb. „Sie ist nicht, wie die ursprünglichen, aus Holz gebaut, deshalb hat sie überlebt. Die anderen wurden abgebaut, weil man das Holz für etwas anderes benötigt hat. Außerdem steht sie seit 1928 unter Denkmalschutz“, erklärt Helmut Bergmann.

Die letzte funktionsfähige Windmühle

Hermine Schuch (li.) bäckt regelmäßig mit Schulgruppen und Erwachsenen in der Backstube bei der Windmühle.

Workshops

Seine Familie hat einst von dem Betrieb der Windmühle gelebt. Doch als das Ende der 1920er nicht mehr wirtschaftlich war, hat die Familie auf Weinbau umgesattelt. Die Mühlsteine wurden ausgebaut – so wollte es der Fiskus – damit der Müller nicht schwarz mahlen konnte.

Heute hat die Stadt Retz die Mühle gepachtet und öffnet sie für Besucher. Sie präsentiert sich, wie sie vom Müller 1924 verlassen wurde. Neben Besichtigungen werden auch Workshops zum Brotbacken angeboten – für Erwachsene und Kinder. Natürlich kann das frische Gebäck danach auch sofort probiert werden.

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