Als Nachschlag serviert die Gastgeberin noch Apfelschmalz-Brote. Nachdem sie zuvor auf der Bühne in der Rolle eines Inquisitors einen Apfel verhört, gefoltert und gevierteilt hatte. Skurril? Ungewöhnlich? Ja, typisch Frau Franzi eben. „Es warad echd lusdig, wauns ned so draurich warad. Oda warads ebba draurich wauns ned so lusdig warad?“
Ein Museum geerbt
Ihren 15. Geburtstag feiert Frau Franzi heuer. Erfinderin und Alter Ego ist Marika Reichhold. Wie aber kam die Kunsttherapeutin und Theaterpädagogin, die bis 2015 im Thermenklinikum Mödling in der psychosomatischen Kinder- und Jugendabteilung tätig war, auf die Idee? „Weil ich ein Museum geerbt habe“, lautet die Antwort. Klingt seltsam, hat aber einen faszinierenden Hintergrund.
Reichhold stammt aus Grünbach am Schneeberg. Dort gab es ein Bergwerk, in den 1960er-Jahren kam fast die gesamte heimische Steinkohle von hier. Und wie es sich für ein Bergwerk gehört, gab es auch ein Wirtshaus. 1964 kauften es die Eltern von Marika Reichhold, 1965 sperrte das Bergwerk zu.
„Und meine Eltern sind mit dem Wirtshaus dagestanden“, sagt sie. Doch man blieb. Der Vater begann, alles, was mit dem Bergbau zusammenhing, zu sammeln. Vieles wurde auch von den Kumpeln gebracht. So entstand ein kleines Museum.
2007 starb die Mutter, der Vater war schon einige Jahre tot. „Ich fragte mich, was ich mit dem verstaubten Museum in einem alten Wirtshaus machen sollte. Und da kam mir die Idee: Wenn die Ausstellung weiter bestehen soll, muss sie Eventcharakter haben“, erzählt Reichhold.
Museumsführungen mit Unterhaltungsfaktor
Und so erfand sie Frau Franzi. Eine resolute Putzfrau mit erfrischend direkter Art, mit Bauernschläue und Lebensweisheiten, mit dem Herz am rechten Fleck, die so redet, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Wobei – so viel erfinden musste sie da gar nicht. „Solche Frauen kannte früher jeder. Es ist eine Hommage an diese aussterbende Frauenfigur“, sagt Reichhold.
Sogar das „Outfit“ ist original, das „habe ich von einigen Damen zusammengeschnorrt, die Krankenhausbrille ist von meiner Oma“, sagt sie schmunzelnd. Und fügt hinzu: „Es ist mir ein Anliegen zu zeigen, dass man mit diesem Erscheinungsbild und wenn man im Dialekt spricht, trotzdem nicht deppert ist.“
In dieser Aufmachung startete sie mit ihren kabarettistischen Museumsführungen. Und „es hat von Anfang an funktioniert“. So gut, dass bald die Idee entstand, Frau Franzi auch außerhalb des Museums auftreten zu lassen.
Klassiker von "Schäggsbia"
Die Gelegenheit bot sich 2009 anlässlich des Haydnjahres. Wo Reichhold – als One-Woman-Show – feststellen musste, dass ein eigenes Theaterprogramm eine Heidenarbeit ist. Es hieß dann auch „a haydn-oawad“. Aber sie war voll auf den Geschmack gekommen. Schon im nächsten Jahr folgte „romeo & julia“. Denn Marika Reichhold und auch Frau Franzi sind „schäggsbianarrisch“
So kamen etliche Klassiker von „othello“ über „hamlet“ bis „mägbess“ auf die Bühne. Ideen, Texte und Spiel sind immer von Reichhold, Regie (fast immer) von Christian Suchy. „Meine Stücke sind Solospektakel – feine, satirische Kleinkunst, bissl kabarettistisch, bissl Objektspiel, bissl clownesk und immer im Dialekt“, erklärt Reichhold. Verständnisprobleme habe es nie gegeben. „Ich habe mägbess in Berlin und jedermann in Salzburg gespielt.“
Außerdem: „Jeder kann sich Frau Franzi ins Wohnzimmer holen. Ich habe schon bei Sommerfesten, Geburtstagen und sogar schon bei einer Scheidung gespielt“, so Reichhold. Große Technik habe sie ja keine dabei: Ein Scheinwerfer, das Putzwagerl, das ist es. Mit den Jahren ist ihr die Frau Franzi ans Herz gewachsen. „Ich bin mir manchmal nicht sicher, ob Frau Franzi mein Alter Ego ist, oder ich ihres bin.“
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