Des Kaisers alte Kleider zum Anfassen
In blauen Röcken und scharlachroten Hosen besetzten die Männer der k. u. k. Armee 1878 die Länder Bosnien und Herzegowina. Sie alle trugen die gleiche bunte Uniform, nur die Grenadiere waren mit einem weißen Rock bekleidet. „Nicht gerade sehr unauffällig schritten sie so über die Felder“, erzählt Karl Zehetner, leidenschaftlicher Flohmarktgeher, Experte der Österreich-Ungarischen Monarchie und Initiator der privaten Ausstellung. Das soll auch Kaiser Franz Joseph I. bald erkannt und daraufhin die Farbe der Uniformen geändert haben – in hechtgrau. Spätestens im Ersten Weltkrieg soll sich der daraus entstandene Vorteil bezahlt gemacht haben.
Karl Zehetner ist ein Sammler alter Schätze. 2002 eröffnete er ein privates Feuerwehrmuseum im Bezirk Wiener Neustadt-Land. Über 3000 Exponate sind hier ausgestellt. Doch seine Leidenschaft umfasst nicht nur alte Feuerwehr-Utensilien: In den vergangenen zwölf Jahren kam auch die eine oder andere Uniform in seinen Besitz. „Mittlerweile sind es 111 Stück – aus der k. u. k. Zeit, der ersten Republik, vom Bundesheer, der Polizei, dem Roten Kreuz und vielen mehr“, so Zehetner. Anlässlich des Gedenkjahres „100 Jahre 1. Republik Österreich“ können diese bis 18. November mittwochs, samstags und sonntags im ehemaligen Gasthaus Thurner bewundert werden.
Der Rock des Kaisers
Das wertvollste Ausstellungsstück: ein blauer Rock voller Medaillen und Abzeichen mit einer Österreich-Fahne als Schärpe – angeblich von Kaiser Franz Joseph I. persönlich. „Ich habe ihn in einer Sammelbörse erstanden, er war nicht billig. Einige Abzeichen sind original, abgetragen ist er auch. Gut möglich also, dass sie wirklich dem Kaiser gehört hat“, meint Zehetner.
Der Kaiser-Liebhaber hat vor vielen Jahren sein Herz an die k. u. k. Zeit verloren. Auch optisch ähnelt er Franz Joseph I. – nur seine Größe und der „Wohlstandsbauch“, wie er selbst schmunzelnd meint, hinderten Zehetner daran, den Rock des Kaisers anzuprobieren. Bei der heurigen Kaiserwoche im Salzburger Bad Ischl mimte er jedoch sein großes Idol. An seiner Seite: Seine Frau, die als des Kaisers Geliebte, Katharina Schratt, verkleidet war.
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