Der Wald(be-)hüter

150 Jahre ist es her, dass der spätere Mödlinger Bürgermeister Josef Schöffel mit seiner Kampagne gegen bereits vereinbarte Abholzungen im Wienerwald erfolgreich war. Ein Anlass zum Feiern, auch und besonders für das Biosphärenpark Wienerwald Management. Denn ohne den „Retter“ von damals wäre heute vieles vielleicht anders. „Wir können natürlich nicht sagen, wie sich der Wienerwald ohne Schöffel entwickelt hätte. Aber er hat schon damals die Rolle des heutigen Biosphärenparks und seine Bedeutung für das Ökosystem, den Klimaschutz und seine Wohlfahrtswirkung vorweggenommen. Und er hat ein Bewusstsein für den Wald geschaffen. Wir sind ihm heute noch sehr dankbar dafür“, betont Biosphärenpark-Direktor Andreas Weiß. Als ob Schöffel damals schon vorausgesehen hätte, was die UNESCO mit „Biosphärenpark“ meint.
Denn obwohl der Wienerwald schon seit 2006 dieses Prädikat trägt, können viele noch immer wenig damit anfangen. „Es gibt sehr unterschiedliche Blickwinkel. Manche glauben, dass hier nichts umgeschnitten werden darf und wir uns mit ihnen, überspitzt gesagt, an die Bäume ketten. Andererseits glaubten viele vor allem zu Beginn des Biosphärenparks, dass ihnen etwas weggenommen wird und sich Gemeinden und Betriebe nicht mehr frei entwickeln können“, sagt Weiß.

Feier zu 150 Jahre Wienerwald: Weiß mit Niederösterreichs Landesvize Stephan Pernkopf, Wiens Stadtrat Jürgen Czernohorszky und freiwilligen Helfern
Für alle da
Doch der größte Laub-Mischwald Mitteleuropas ist nicht nur grüne Natur, er schließt den Menschen mit ein. Rund 855.000 Personen leben im Biosphärenpark. Dazu gibt es auch eine Dreiteilung: Die Entwicklungszonen sind Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum der Menschen.
Die Pflegezonen beinhalten wertvolle Kulturlandschaften und nur in den Kernzonen „darf sich die Natur ungestört entfalten“, sagt Weiß. Um gleich darauf hinzuweisen, dass es sich auch dabei nicht um Urwälder handelt, schließlich ist der Wienerwald seit Jahrtausenden besiedelt und genutzt. Aber: „Hier können die Urwälder von morgen entstehen“.
Das Biosphärenpark Wienerwald Management steht im Spannungsfeld zwischen Natur- und Siedlungsraum. Wobei den Befürchtungen von früher der Stolz auf die Region gewichen ist. Und da gibt es auch einiges zum stolz sein: Von 738 Biosphärenparks weltweit ist er der einzige am Rande einer Millionenstadt. „Es gibt Berechnungen, dass die Kühlleistung für Wien 23 Millionen Klimageräten entspricht. Ohne Wienerwald wäre es in der Stadt um einige Grad wärmer, in der Region sowieso“, erklärt Weiß. Einzigartig auch, dass der Biosphärenpark nicht nur Gebiete in Wien und NÖ umfasst, sondern auch eine Initiative beider Länder ist.
Mit mehr als 60 Baumarten und mehr als 30 Waldtypen ist er „sehr vielfältig, widerstandsfähig und schon eine Art Ideal-Wald“, so Weiß. Einzigartig sind auch das Zusammentreffen mehrerer Klimazonen und die Artenvielfalt der Wiesen und Trockenrasen. Wobei gerade hier das Zusammenwirken von Mensch und Natur sichtbar wird, denn ohne Bewirtschaftung wären diese nie entstanden und ohne menschliches Eingreifen würden sie zuwachsen.
Bleibt noch die Frage, ob der Wienerwald-Direktor ein Lieblingsplatzerl in der Region hat? „Ich wohne im Bezirk Mödling und mache gerne eine Wanderung entlang der Weingärten, am Abbruch der Ostalpen, den Wald im Rücken, wo man die ganze Thermenlinie entlang schauen kann. Dieser Blick, das kann schon was“, sagt Weiß lächelnd.
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