"Der größte Feind ist der Boden"

"Der größte Feind ist der Boden"
Faszination Modellbau: Auf geschrumpften Flugplätzen und Rennpisten in Niederösterreich herrscht Hochbetrieb.

Brems, brems, brems", schallt es über den Airport, aber der Pilot sitzt nicht im Cockpit. In schicker Fliegerjacke tut Franz Hruby trotz giftigem Seitenwind, was er aus 50-jähriger Erfahrung kann. Knapp vor einem Feldweg kommt sein "Viper Jet"mit fauchendem Strahltriebwerk auf der Graspiste zum Stehen. Unter Applaus wie im Ferien-Airbus. Topgun-Franz hat waghalsig demonstriert, was so ein Eurofighter des kleinen Mannes drauf hat. Überflug in Kniehöhe, senkrechter Steigflug, Rolle. "Das ist die Vollendung", meint der pensionierte Techniker. Sein Jet (Materialkosten 7000 Euro) schafft 300 km/h, ein Feuerlöscher ist am Boden immer dabei.

Wenn am Modellflugplatz Mechters bei St. Pölten Flugtag ist, geht es hoch her. Alle sind da. Vom siebenjährigen "Wunderkind" Andi, der schon Testpilot für den Hersteller "Robbe" ist, über Ex-Weltkriegspilot Otto, 86, der mit der Fernbedienung Segler mit drei Metern Spannweite steuert, bis zur Radiolegende Gotthard Rieger. Das 69-jährige Gründungsmitglied des "MSC Alpenvorland" ist eigens der Minifliegerei wegen in Flugplatznähe übersiedelt. "Das ist die Faszination der kleinen Welt, die nie aufhört." Was bei Rieger fiebrig mit Buben-Papiermodellen begann, endete bei mannsgroßen Hubschraubern. Mit pfeifender Turbine (konstruiert von einem Ex-AUA-Pilot in Kottingbrunn) hebt Riegers "Alouette Lama" ab: Sechs PS, Verbrauch drei Liter Kerosin für 15 Flugminuten. "Damit könnte man schon einem echten Flugzeug ins Cockpit winken." Darf man aber nicht. Bei 150 Metern Höhe ist aus Rücksicht auf die echte Luftfahrt Schluss.

Und wie weit geht die Reise? "So weit der Blickkontakt reicht, sonst weißt ja nimmer, wost herum gurkst." Vor Jahren sei einmal ein Heli aus Mechters entkommen, weiß Rieger, und in einem Bauernhof im 30 Kilometer entfernten Eschenau abgestürzt. "Was wir hier machen, ist keine Spielerei mehr unter dem Motto ,Wenn Väter Kinderaugen kriegen". Ich kann diesen Sager schon gar nicht mehr hören. Bei uns geht es darum, sehr komplexe Technik zu beherrschen." Einige der 100 Vereinsmitglieder pilotieren immerhin Vierzylinder-Motormaschinen mit 25 PS. "Je älter, desto größer werden die Modelle", heißt es. Einstiegsalter sei zehn Jahre, "Da fangst mit Schaumstoffmodellen an". Ferngesteuerte Helikopter und Jets gelten als "Königsklasse" und setzen jahrelange Fliegerei voraus. "Du brauchst ein scharfes Auge und eine gute Motorik", weiß Rieger. Man könne ja "nur optisch vom Boden aus erfassen, was die richtigen Piloten unterm Hintern spüren". Modellflieger grüßen einander nicht von ungefähr mit "Holm und Rippenbruch". Rieger: "Unser größter Feind ist der Boden."

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