Das prickelnde Leben der neuen Weinkönigin

Abgedreht: Jede Sektflasche wird um eine Achteldrehung bewegt. Zwei Mal täglich. 21 Tage lang
Die 23-jährige Christina Hugl aus Stützenhofen besteigt am 1. Juni den Thron
Das prickelnde Leben der neuen Weinkönigin
Christina Hugl, Weinkönigin

Die 23-jährige Christina Hugl aus Stützenhofen besteigt am 1. Juni den Thron. Christina Hugl mag es prickelnd. Und das hat etwas mit ihrem Elternhaus zu tun. Denn in der Weinviertler Sektmanufaktur stellt ihre Familie jährlich 100.000 bis 120.000 Flaschen Sekt her. Vor wenigen Tagen setzte sich die 23-Jährige die Krone auf. Um genau zu sein: Ließ sie sich aufsetzen. Denn die junge Frau aus Stützenhofen, Bezirk Mistelbach, wurde von einer Fachjury zur neuen nö. Weinkönigin gewählt. Am 1. Juni übernimmt sie das Amt von ihrer Vorgängerin Tanja Dworzak.
Versprechen eingelöst Als gekrönte Wein-Adelige hat die Absolventin der Retzer Tourismusschule schon Erfahrung. Sie war bereits Veltlinerland-Weinkönigin, bevor sie für dreieinhalb Jahre nach Holland ging und dort in einem fünf-Sterne-Restaurant arbeitete. Dass sie, ein paar Jahre später, wieder gekrönt wird, hat etwas mit einem Versprechen zu tun. „Bei einer Weintaufe hat ihr der ehemalige Weinbaupräsident Pleil das Versprechen abgenommen, dass sie sich für die Weinkönigin bewirbt“, erzählt Bruder Daniel. Und daran erinnerte er die Schwester vor wenigen Monaten. „Das hat schon was“, sagt Christina. „Wenn du Feste und Weintaufen plötzlich nicht als normaler Gast besuchst, sondern auf Händen getragen wirst“, lächelt sie. „Gleichzeitig lernst du so viele Menschen kennen und führst interessante Gespräche.“
Freizeit adeDass dafür ein großer Teil ihrer Freizeit draufgehen wird, ist ihr bewusst. Für das Amt der nö. Weinkönigin hat sie sogar ihren Job in der Gastronomie in Wien aufgegeben. „Ich will das Amt zu 100 Prozent erfüllen. Aber ich werde fast jedes Wochenende unterwegs sein. Das geht in der Gastronomie eben nicht.“
Deshalb arbeitet sie jetzt daheim mit. Das Drehen der Sektflaschen hat sie schon fast so gut intus wie Vater Georg Hugl. Eine Achtel-Drehung, zwei Mal täglich. 21 Tage lang. „Wir machen den Sekt nach der Champagner-Methode“, erklärt sie. Aktuell müssen täglich 7500 Flaschen im 300 Jahre alten Keller gedreht werden. „Ein guter Sekt braucht Zeit“, sagt ihr Vater. „Mindestens 15 bis 18 Monate, besser 24 bis 30 Monate.“
Und deshalb wird erst jetzt der 2012er verkorkt. „Der ist 30 Monate auf der Hefe gelegen“, sagt Bruder Daniel. Der Flaschenhals wird dazu ins Eisbad gelegt, damit die abgesetzte Hefe friert und sich beim Entkorken entfernen lässt. Noch ein wenig Zucker dazu – und die Flasche wird wieder verkorkt. „Ein paar Wochen braucht er noch“, erklärt Georg Hugl „Dann schmeckt er.“
Verkostet wird mit der gesamten Familie. Am besten aus Weißwein-Gläsern. „Die sind viel besser zum Riechen als Sektflöten“, erklärt die Weinkönigin. Sie muss es wissen. Im Juni macht sie die Wein-Sommelier-Prüfung. Im Oktober besucht sie den Kurs für den Champagner-Sommelier. Und den ersten Termin als Weinkönigin hat sie auch schon: Die Eröffnung der Retzer Weinwoche.

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