Das Land Niederösterreich sucht händeringend Pflegekräfte

Heimbetreiber fordern Unterstützung
Derzeit gibt es rund 800 freie Stellen, neue Initiativen geben aber Hoffnung für die Zukunft.

Ursprünglich war Georg Hopf im Verkauf tätig. Doch dann führte der Niederösterreicher eine berufliche 180-Grad-Wende durch, die er bist heute nicht bereut hat. Hopf absolviert derzeit die Ausbildung zum Pflegeassistenten, nach dem Abschluss im August wird er einen neuen Job antreten. Eine fixe Zusage hat er bereits in der Tasche.

In kaum einer Berufssparte werden derzeit so dringend neue Mitarbeiter gesucht wie im Pflegebereich. „In den vergangenen zehn Jahren“, berichtet AMS-Landesgeschäftsführer Sven Hergovich, „hat sich der Personalbedarf verfünffacht.“ Aktuell sind alleine beim Arbeitsmarktservice in Niederösterreich rund 800 offene Stellen gemeldet, der Bedarf werde weiter steigen, heißt es. Wurden im Jahr 2020 noch mehr als 47.000 pflegebedürftige Menschen in Niederösterreich mobil betreut, werden es 2030 bereits eineinhalbmal so viele sein. Im Jahr 2050 rechnen Experten schließlich mit einer Verdoppelung.

Die Zeit drängt. In Polit-Diskussionen ist auch immer wieder von einem Pflegenotstand die Rede. FPÖ und Neos kritisieren, dass die ÖVP Reformen verschlafen habe.

Das Land Niederösterreich sucht händeringend Pflegekräfte

Landespolitiker präsentierten Pläne

Dass es rasch Lösungen brauche, sagte am Donnerstag auch Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister, die unter anderem für Familien und Soziales zuständig ist. Sie verwies auf ein Fünf-Punkte-Programm, das zusätzlich zu einer seit Langem angedachten bundesweiten Pflegereform, in NÖ umgesetzt wird. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die Aus-und Weiterbildung gelegt, zudem soll das neue Berufsbild „Sozialer Alltagsbegleiter“ in die Regelfinanzierung integriert werden. Der „Soziale Alltagsbegleiter“ hat zwar nicht unmittelbar mit der Pflege etwas zu tun, er soll aber die betreuenden Angehörigen entlasten.

Die ÖVP-Politikerin begrüßte zudem die im Bund getroffene Entscheidung, dass diplomierte Pflegekräfte aus Drittstaaten über die Rot-Weiß-Rot–Karte einen leichteren Zugang zum Arbeitsmarkt erhalten würden.

Ausbildung

Dreh- und Angelpunkt hierzulande neue Kräfte für den Gesundheitsbereich zu finden, ist die Koordinationsstelle für Pflegeberufe, die im April des vergangenen Jahres etabliert wurde. „Innerhalb eines Jahres haben rund 2.000 Personen ihr Interesse bekundet, eine Pflegeausbildung zu machen. Davon sind 350 Männer und Frauen in Ausbildung, 100 haben bereits ein Dienstverhältnis angenommen“, sagt der für den Arbeitsmarkt zuständige Landesrat Martin Eichtinger.

Versprochen wird quasi ein Rundum-Service für jene, die sich für den Dienst am Nächsten entscheiden. „Wir begleiten interessierte Personen auf ihrem Weg in die Pflege. Das Angebot reicht von der Information über die Ausbildungs- und Fördermöglichkeiten, der Suche nach einem Ausbildungsplatz bis hin zum künftigen Arbeitgeber“, sagt „Menschen und Arbeit“-Geschäftsführer Martin Etlinger.

Besuchsregeln

Während auf politischer Ebene über Reformen und neue Angebote gerungen wird, hat sich in den Heimen die Lage wieder etwas normalisiert. Seit 3. Mai sind pro Bewohner vier Besuche mit maximal zwei Besuchern pro Woche gestattet. Voraussetzung dafür ist entweder ein negatives Ergebnis eines Antigen-Tests (maximal 48 Stunden alt) oder PCR-Tests, der nicht älter als 72 Stunden sein darf.

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