Unabhängig davon, wie schnell sich dieser Wunsch erfüllt, werden die Zwettler und die Besucher der historischen Bezirksstadt wohl mindestens bis Ende des Jahres an dieser Adresse keinen Kaffee und Kuchen bekommen. Denn fix ist, dass dort renoviert wird.
Auch eine zweite Konditorei im Stadtzentrum hat im Herbst den Kaffeehausbetrieb eingestellt. Beim Hausleitner gibt es Gebäck und Konditorware derzeit nur vormittags zum Mitnehmen.
Touristische Belebung
Unterdessen soll eine neue Möglichkeit zum Verweilen am Hauptplatz entstehen: Noch im Frühjahr soll man im „Juwel“ Kaffee und kleine Speisen bekommen – mit Blick auf das Zwettler Wahrzeichen, den Hundertwasserbrunnen.
Das sorgt aber nicht nur für Freude, sondern auch für Kritik. Nicht alle verstehen, warum etwas auf einem historischen Platz neu gebaut wird, wenn es doch freie Lokalflächen gibt.
Bürgermeister Franz Mold (ÖVP) entgegnet auf KURIER-Nachfrage: „Als die künftige Betreiberin Julia Fidi-Weißenhofer mit der Idee an uns herantrat, war die Situation in der Stadt noch eine andere.“ Der Bau sei im Gemeinderat einstimmig beschlossen worden, auch die gewerberechtliche Genehmigung seitens der Bezirkshauptmannschaft sei nun da. „Wir sind überzeugt, dass das Café zur Innenstadtbelebung beiträgt und touristisch ganz wichtig ist“, betont Mold.
Anrainer sprechen hingegen von einer „Verschandelung“. „Der Hauptplatz mit dem Hundertwasserbrunnen und dem denkmalgeschützten Renaissance-Ensemble ist das schöne Gesicht der Stadt, das von jedem Touristen fotografiert wird“, betont etwa Bernhard Hölzl. Dieses Gesicht würde durch den „überdimensionierten Bau“ (laut Fidi-Weißenhofer soll die nierenförmige, einstöckige Konstruktion aus Glas und Holz ohne Terrasse 80 Quadratmeter Fläche haben) entstellt, sind er und andere überzeugt.
Entwurf zu plump
Der Bürgermeister versichert, dass die Genehmigung nur erteilt wurde, weil sich die künftige Betreiberin bei der architektonischen Planung an die Vorgaben der Stadt, die sich u. a. beim Land NÖ betreffend Stadtbild beraten ließ, gehalten habe.
Architektin Ebru Simsek-Lenk, die die Gemeinde im Rahmen der Bauberatung NÖ betreut hat, distanziert sich allerdings von dem jetzigen Entwurf. Er sei zu plump: „Meine Vorstellung von einer leichten, transparenten, organischen Bauform ist vollkommen missinterpretiert worden. So passt es nicht ins Stadtbild“, hält sie auf KURIER-Nachfrage fest.
"Konzerte schon lange nicht mehr möglich"
Ein anderer Punkt der Gegner ist, dass der ganze Platz, der für Veranstaltungen da sein soll, verstellt würde. Fidi-Weißenhofer kontert: „Zu 80 Prozent stehen wir auf der Fläche, die nun provisorische Parkplätze sind. Wir beanspruchen nur noch 20 Prozent vom restlichen Platz.“ Der Bürgermeister sagt, dass Konzerte schon lange nicht mehr möglich seien, weil das „schwierig mit den Anrainern“ sei. Für größere Veranstaltungen könnte man eventuell die Landstraße ab dem Dreifaltigkeitsplatz sperren.
Auch der Wunsch nach einer Bürgerbefragung wurde geäußert. Mold sah dafür keine Notwendigkeit. „Dass eine Gastro am Platz fehlt, kam bei vielen Bürgerforen heraus.“
Das „Juwel“ soll trotz Kritik bald in der Stadt glänzen. Und wer weiß, vielleicht gibt es dort auch Mohnzelten. Das beliebte „Schön“-Geheimrezept sei jedenfalls nur eine Frage des Preises, scherzt Günter Schrenk.
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