"Vielleicht habe ich das eine oder andere Bild nicht ordentlich deklariert"
Rita Nitschs Wiedersehensfreude mit Österreich hält sich in Grenzen. Am Wochenende kehrt sie von Deutschland nach Prinzendorf im nö. Weinviertel zurück. Der erste Weg wird sie zum Steuerberater führen. Denn via News erfuhr sie, dass die Finanz nun davon ausgeht, dass sie und ihr Mann Hermann Nitsch Steuern in der Höhe von mehr als drei Millionen Euro hinterzogen haben sollen. Bis zuletzt war von 1,5 Millionen die Rede. Und: Die Finanz hat sich bereits das Pfandrecht auf die Liegenschaften des Paares gesichert – sprich: Ein eventueller Verkauf wäre somit im Moment fast unmöglich. "Das ist furchtbar", erklärt sie, "die Vorwürfe entbehren jeglicher Grundlage."
Schwarz kassiert?
Am 18. März rollten die Steuerfahnder zur Razzia an, nahmen Unmengen an Unterlagen mit. Der Vorwurf: Hermann und Rita Nitsch sollen Bilder schwarz, also ohne Steuern zu bezahlen, verkauft haben. "Nein, ich habe keine Bilder meines Mannes schwarz verkauft", stellt Rita Nitsch klar. "Aber vielleicht habe ich das eine oder andere Bild nicht ordentlich deklariert. Es geht aber nie im Leben um solche Beträge."
Die Anschuldigungen kommen von einer ehemaligen Mitarbeiterin. "Sie hat gesagt, dass wir jedes zweite Wochenende Sammler bei uns im Haus hatten, denen ich Bilder verkauft hätte. Und das in den letzten zehn Jahren", erzählt Nitschs Ehefrau. "Das ist an den Haaren herbeigezogen." Die Summe soll die Finanz aufgrund dieser Aussage errechnet haben – vonseiten des Finanzministeriums gibt es dazu keine Stellungnahme.
"Laut der Mitarbeiterin ist mein Mann ja auch völlig gaga, und ich mache die ganzen Geschäfte", ist Rita Nitsch empört. "Das geht gar nicht, dass ich hinter dem Rücken meines Mannes ein Bild verkaufe. Er signiert es nämlich erst, wenn es verkauft wird."
Befragt wurde das Ehepaar bisher weder von der Finanz noch von der Staatsanwaltschaft. "Wir wollten schon selbst aussagen, um das zu klären", sagt Nitsch.
Theoretisch sind weitere Maßnahmen neben der Vormerkung des Pfandrechts möglich. Etwa eine Öffnung der Auslandskonten. Das will man seitens der zuständigen Staatsanwaltschaft Korneuburg allerdings nicht kommentieren.
135.845,06 Euro
Post bekam die Familie Nitsch übrigens auch von Privatdetektiv Dietmar Guggenbichler. Der sollte nach dem Einbruch vor einem Jahr im Schloss Prinzendorf ermitteln. Man zerstritt sich – Guggenbichler zeigte das Paar bei der Finanz an. "Jetzt sollen wir mehr als 135.000 Euro für seine Arbeit zahlen", empört sich Nitsch. 30.000 Euro wurden bereits überwiesen. "Aber dieser Brief landet bei unserem Anwalt", kündigt sie an.
Das Vorgehen Guggenbichlers stößt auch beim Fachverband der Berufsdetektive auf Kritik. "Diese Rechnung ist klar überhöht, auch wenn es keine gesetzlichen Tarife gibt", sagt Berufsgruppen-Vorsitzender Arthur Häfele. Mehr zu schaffen macht ihm aber der Bruch der Verschwiegenheitspflicht. "Das ist das Wichtigste in unserem Beruf. Und das spricht sich herum. Zwei Kunden haben mich schon gefragt, ob sie mir trauen können."
Die Wiener Fachgruppe hat übrigens schon einen "Pfuscher-Bekämpfer" an die Causa angesetzt. Im schlimmsten Fall droht Guggenbichler der Gewerbeschein-Entzug.
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