Camping-Boom: Viele Junge kommen auf den Geschmack

Zuletzt hat das Wetter den Urlaubern einen Strich durch die Rechnung gemacht und zu Stornierungen geführt. Doch auch Regen und Kälte täuschen nicht über eine Entwicklung des Sommers hinweg: Camping boomt.
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Zelten und Schlafen im Camper erleben aktuell ein Revival. Vor allem junge Menschen kommen auf den Geschmack, ihren Urlaub naturverbunden, nachhaltig und abseits der Masse zu verbringen. Das zeigt sich auch an den Zahlen.
52 Campingplätze gibt es in NÖ, rund 40 Prozent davon sind Familienbetriebe. 254.951 Nächtigungen konnten im Vorjahr verbucht werden – um 18,3 Prozent mehr als 2021. Heuer gab es von Jänner bis Juni rund 88.000 Nächtigungen auf den Campingplätzen, um 7,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit liegt man nur noch geringfügig unter dem Niveau vom Rekord-Tourismusjahr 2019.
„An sich war der Ansturm sehr gewaltig“, erzählt Norbert Wallentin, Inhaber des „Terrassen Campingplatz Traisen“. Auf 100 Stellplätzen und in fünf Trekkinghütten kann man dort im malerischen Bezirk Lilienfeld „Urlaubsfeeling“ genießen. Pool inklusive.
Es habe „jedenfalls mehr Camper gegeben“. Ende Juli, Anfang August sei man sogar „ganz voll“ gewesen. „Campen ist gerade trendig und Lifestyle“, ist der Campingplatz-Chef überzeugt. Es seien viele Urlaube zwischen 23 und 30 Jahren unterwegs, sie kämen zu den klassischen Camping-Urlaubern dazu. Aber auch die Dauercamper werden jünger. „Das Alter ist sicher um zehn Jahre gefallen“, sagt Wallentin.

Diesen Trend bemerkt auch Karl Heinz Kaiser, Branchensprecher in der Wirtschaftskammer NÖ und Inhaber des Campingplatzes „Aktiv Camp Purgstall“ im Bezirk Scheibbs. 50 Stellplätze gibt es, sowie Badebiotop, Minizoo, Sportplätze und ein Restaurant. Ihm fällt zudem auf, dass mehr Urlauber auf Zelte setzen – und auf selbst umgebaute Camping-Fahrzeuge.
Vor allem Corona habe den Boom befeuert, sind sich die Camping-Profis sicher. Laut Wallentin haben dabei auch die Niederösterreicher „ihr“ Bundesland entdeckt – zumindest in der Vorsaison haben sie heuer die größte Gruppe der Urlauber auf seinem Platz gestellt. Im Sommer sind es aber die Niederländer, die die Plätze belegen.
Naturverbundene Urlauber
Doch was macht den klassischen Camper aus? „Den typischen Camper gibt es nicht“, betont Branchensprecher Kaiser. Es seien naturverbundene Urlauber. Wobei es schon den Trend zum „Glamping“ gebe, also den Wunsch nach Hotel-Ausstattung am Campingplatz. Dabei spielen die Camping-Plätze ohnehin fast alle Stückeln. Es gibt Grill- und Spielplätze, Sportmöglichkeiten oder Haustierservice.
Branchensprecher Kaiser ist sich sicher, dass der Trend anhalten wird. „Die Frage ist aber, wie wir Campingplätze davon profitieren können“, meint er. Denn aktuell würden manche gesetzliche Rahmenbedingungen den Platz-Betreibern Sorgen bereiten.
Hierzulande ist „Wildcampen“, also sein Campingfahrzeug oder Zelt nach Belieben in der Natur abzustellen, großteils verboten. Allerdings gibt es je nach Bundesland unterschiedliche Regelungen. Der ÖAMTC empfiehlt Camperinnen und Campern, die im eigenen Land urlauben wollen, sich vorab genau zu informieren.
Im Burgenland etwa ist Zelten mit weniger als zehn Personen für drei Nächte gestattet, in der Steiermark ist freies Stehen für eine Nacht meist kein Problem. In den weiteren Bundesländern ist „Wildcampen“ allerdings nicht erlaubt – die Strafen sind unterschiedlich hoch.
Auch im europäischen Ausland gibt es keine einheitlichen Regelungen. Viele Länder, wie etwa Kroatien, gehen streng gegen Wildcamper vor. Generell ist Campen in europäischen Nationalparks und Naturschutzgebieten sowie auf Feldern verboten.
Auf privaten Grundstücken darf nur mit Erlaubnis der Eigentümer übernachtet werden. Beim Österreichischen Camping Club (ÖCC) empfiehlt man, einen offiziellen Stell- oder Campingplatz anzufahren.
Bleibender Trend
So wird etwa mit dem neuen Tourismusgesetz NÖ die Nächtigungstaxe angehoben, was bei den günstigeren Camping-Stellplätzen die Preise prozentuell stärker steigen lässt als etwa bei einem Hotelzimmer. Zudem sei in NÖ das Campieren zum Teil auf Parkplätzen von Betrieben oder auch Gemeinden geduldet und habe sich etabliert, meint Kaiser. „Die schwindeln sich am Tourismus vorbei.“
Auch gebe es in NÖ im Vergleich zu anderen Bundesländern oder Bayern Versäumnisse, was das Vermarkten des Camping-Tourismus betreffe. „Es gibt österreichweit 350.000 Camping-Nächtigungen von Niederösterreichern, nur zehn Prozent davon aber in NÖ“, sagt der Experte.
Knapp acht Betriebe haben sich nun zusammengetan und wollen das Image aufpolieren.
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