Bürger geben die Fahrtrichtung an

Bürger geben die Fahrtrichtung an
1500 Haushalte entscheiden übers neue Generalverkehrskonzept mit. Befragungen in Betrieben und Öffis folgen.
Bürger geben die Fahrtrichtung an

Viel mehr, als dass 60.000 bis 70.000 Fahrzeuge täglich auf der B 20 durch St. Pölten rollen und das Staugefühl nicht trügt, wissen die Stadtväter nicht. Vorliegende Verkehrszahlen haben einen Bart wie der Nikolo, sind großteils 20 Jahre alt. Das soll sich jetzt grundlegend ändern. Ein Generalverkehrskonzept steht an und dieses will man nicht allein den Experten überlassen. Mittwoch kündigte Stadtchef Matthias Stadler die bislang größte „Möbilitäts-Erhebung “ der Stadtgeschichte an.

Ab September werden 1500 repräsentativ nach Berufs-und Altersgruppen ausgewählten Familien, Paaren und Singles Fragebögen ins Haus flattern. Unter anderen von Interesse: Welche privaten Verkehrsmittel sind vorhanden und wie oft werden sie genutzt? Wie viele Kilometer pro Jahr werden damit zurückgelegt? Wie weit ist der Weg von der Wohnung zur nächsten Öffi-Haltestelle? „Ziel ist, Wegtagebücher zu erstellen, die das Mobilitätsbedürfnis der Bevölkerung widerspiegeln,“ erklärt Stadtplaner Jens de Buck. Ausfüllhilfe liegt bei, auch via Internet kann man einchecken.

„Ich bitte alle, sich dafür Zeit zu nehmen, denn es geht um die Entwicklung der Stadt und damit auch um die Erhaltung größtmöglicher Lebensqualität bei gleichzeitiger Dynamik“ appelliert Stadler an die Adressaten. „Eigentlich sollte sich jeder geehrt fühlen und sich freuen, wenn er unter den Auserwählten ist.“ Mindestens 600 Rückmeldungen sind für ein repräsentatives Sample nötig.

Flankiert wird der überraschende direktdemokratische Verkehrsansatz unter dem Motto „Du gibst die Fahrtrichtung an!“ von Pendlerbefragungen in Betrieben und in Öffis sowie von einwöchigen Verkehrszählungen an zahlreichen Kreuzungspunkten. Das alles bis Ende September. Nachfolgende Info-Veranstaltungen und Workshops mit Bürgern sind geplant. Eingebunden in den Planungsprozess sind Experten von Land und Stadt, der TU-Graz , des Verkehrsverbundes und Öffi-Betreiber.

Eine Ausweitung der Kurzparkzone a la Wien oder die Einführung Grüner Zonen stünde vorerst nicht zur Diskussion, versichert Stadler. „Das Thema schürt große Interessens-Konflikte zwischen den davon betroffenen Gruppen.“

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