"Meilenstein": Zwei Länder setzen frische Impulse für Grenzregion um Bratislava

baum_cityregion
Die neue Arbeitsgemeinschaft "baum_cityregion" wird die Zusammenarbeit zwischen Niederösterreich, dem Burgenland und Bratislava intensivieren.

Als „Meilenstein für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit“ bezeichneten Jakub Mrva, Vizebürgermeister von Bratislava, die konstituierende Sitzung des politischen Gremiums der Arbeitsgemeinschaft „baum_cityregion“. „Baum“ steht für Bratislava-Umland. Zu diesem Umland zählen auch Regionen in Niederösterreich und im Burgenland.

Die „baum_cityregion“ ist eine Koordinations- und Informationsdrehscheibe. Die Verträge wurden bereits unterzeichnet, „heute ist der formale Startschuss für eine noch engere Zusammenarbeit“, erklärte Mrva bei einer Pressekonferenz nach der Sitzung, die im Primatialpalais in Bratislava stattfand. Mit dabei waren der Präsident des Niederösterreichischen Landtags, Karl Wilfing (ÖVP) und Landesrat Heinrich Dorner (SPÖ) aus dem Burgenland. 

Ehrgeizige Pläne für die Zukunft

Seit 15 Jahren besteht die Zusammenarbeit zwischen den drei Regionen schon, nun soll sie noch mehr intensiviert werden. „Sie ist wichtig für Bratislava, wir haben ehrgeizige Zukunftspläne“, so Mrva. Dazu gehöre auch, Ungarn mit ins Boot zu holen. Konkret soll auf das ungarische Komitat Győr-Moson-Sopron ausgedehnt werden. Ein Wunsch, den die österreichischen Vertreter teilen.

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Landtagspräsident Karl Wilfing sprach über grenzüberschreitende Projekte, die in der Vergangenheit erfolgreich umgesetzt wurden.

Darum wurde vom politischen Gremium bereits beschlossen, dass die Vertreter des Komitats ab sofort als Beobachter im Lenkungsausschuss, eines der drei Organe der „baum–cityregion“, der Arbeitsgemeinschaft vertreten sein werden.

Intensiver Austausch in den Grenzregionen

Das seien deswegen gute Nachrichten, weil der intensive Austausch  für Bratislava als Stadt in der Grenzregion enorm wichtig sei, „um unser gemeinsamen Potenziale in den verschiedensten Themenbereichen zu heben“, betonte der Vizebürgermeister.

„Die Grenzen von früher sind keine Barrieren mehr, sondern Brücken“, blickte Wilfing auf erfolgreiche Projekte der vergangenen Jahre zurück. Diese wurden seit 2011 gemeinsam umgesetzt. Durch den Fall des Eisernen Vorhangs sei Niederösterreich „vom Rand Europas ins Herz gerückt“. Bratislava sei ein gutes Beispiel, wie sich Städte entwickeln können. Durch „Innovation, die spürbar ist“ sei die solwakische Hauptstadt zum Vorbild geworden. 

Das Umland von Bratislava wächst - auch in Niederösterreich

Diese Dynamik reiche bis ins Umland von Bratislava hinein, in Niederösterreich sind das vor allem die Bezirke Gänserndorf und Bruck an der Leitha. „Das Umland wächst schneller, als das Umland von Wien. Darum ist es wichtig, dass wir hier Daten austauschen“, betonte der Landtagspräsident. Von den etwa 7.000 Hauptwohnsitzen, die die Stadt Hainburg (Bezirk Bruck/Leitha) zählt, gehören etwa 2.300 slowakischen Staatsbürgern, so Wilfing.

Gute Kooperation im Gesundheitsbereich

Er nannte auch Beispiele, bei denen die grenzüberschreitende Zusammenarbeit bereits gut funktioniere: So fährt die Buslinie 901 stündlich zwischen Hainburg und Bratislava. Seit Oktober sei die Marchegger Ostbahn zweigleisig in Betrieb und verbinde Bratislava mit Wien. Eine erfolgreiche Kooperation gibt es im Gesundheitsbereich: Das Klinikum Hainburg und die Uniklinik Bratislava arbeiten eng zusammen. Gibt es bei Geburten in Hainburg neonatologische Probleme, werden die Kinder ins slowakische Spital gebracht. 

Darum beschreibt Wilfing die Kooperation als hervorragend und ließ sich zu einem Wortspiel hinreißen: „Der Baum hat schon tiefe Wurzeln und seine Äste ragen weit nach Europa hinein.“

Dieses Bild gefiel Landesrat Dorner, der die Herausforderungen durch die Entwicklungen „im Herzen Europas“ kennt. Die Gemeinde Kittsee sei in der Vergangenheit stark von Zuzug aus der Slowakei betroffen gewesen. Damit müsse man achtsam umgehen. 

Neue Stadtentwicklungsgebiete an burgenländischer Grenze

Vor allem, weil es direkt entlang der Grenze zum Burgenland neue Stadtentwicklungsgebiete von Bratislava gebe. Die Abwanderung aus der slowakischen Hauptstadt sowie diese Stadtentwicklungsgebiete hätten direkte Auswirkung aufs Burgenland. Darum solle Raumplanung grenzüberschreitend geschehen. Hierbei spiele die Arbeitsgemeinschaft „baum–cityregion“ eine wichtige Rolle.

Die bisherigen Projekte seien ein gutes Fundament gewesen, die Zusammenarbeit bewertet er als „außerordentlich positiv“. Er skizzierte die  vier großen Themenbereiche, die künftig auf der Agenda der Arbeitsgemeinschaft stehen werden: Kultur und Tourismus; Natur- und Klimaschutz; Raum und Mensch sowie Mobilität. 

Radverkehr hat noch Potenzial

„Bei der Mobilität werden wir alle Themen sensibel aufgreifen“, versicherte der Landesrat. Gerade der Radverkehr habe noch großes Potenzial. „Der gepflanzte Baum soll weiter wachsen“, griff er das Bild, das Wilfing zeichnete, auf.

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