Borkenkäfer und Corona bedrohen Existenz der Waldbesitzer

Borkenkäfer und Corona bedrohen Existenz der Waldbesitzer
Ein starkes Schädlingsjahr steht bevor, zudem stockt wegen der Coronakrise auch die Holzindustrie.

„Es ist wirklich Katastrophe pur“, kommentiert Franz Fischer, Obmann des nö. Waldverbands, die aktuelle Situation in den heimischen Forsten. Die warmen Temperaturen locken nicht nur die Nützlinge, sondern auch die Schädlinge wieder hervor - so auch den gefürchteten Borkenkäfer. „Im Moment sind es nur einzelne Schwärme, es geht noch, weil die Nächte noch so kalt sind“, sagt Fischer.

Die Situation wird aber auch heuer wieder – das vierte Jahr in Folge – dramatisch, Entspannung sehen er sowie seine Kollegen keine: „Der Winter war wieder trocken. Dem Wald fehlt das Wasser, den Bäumen der Saft, sie sind geschwächt, daher hat der Käfer ein leichtes Spiel.“ Die Holzpreise, die ohnehin in den vergangenen drei Jahren um zwei Drittel gefallen sind (derzeit liegt er für Käferholz bei rund 30 Euro pro Festmeter), drohen weiter abzustürzen. Die Schäden pro Waldbesitzer betragen laut Obmann Fischer oft hunderttausende Euro. Der Gesamtschaden in Niederösterreich belaufe sich mittlerweile auf mehrere hundert Millionen Euro. Die Kosten für die Holzernte seien viel höher als die Erlöse, für viele gehe es um die Existenz.

Borkenkäfer und Corona bedrohen Existenz der Waldbesitzer

Betroffene Waldbesitzer begutachten den Schaden im Waldviertel.

Exportmarkt Italien

Die befallenen Fichten müssen aus den Wäldern abtransportiert werden, damit sich der Käfer nicht noch weiter durch sie durch frisst. „Besonders stark betroffen sind die Bezirke Waidhofen an der Thaya, Horn und Krems. Gleichzeitig weiß man als Waldbesitzer derzeit nicht, wohin mit dem Holz“, sagt Fischer. Wegen der Corona-Krise stockt auch die Holzindustrie, die das Holz kauft und verarbeitet.

Der wichtigste Export-Markt ist für Österreich Italien. „Der ist derzeit nahezu gesperrt – wir können zwar liefern, falls überhaupt etwas nachgefragt wird – die Kosten dafür sind aber doppelt so hoch“, sagt Franz Kirnbauer, WKNÖ-Spartenobmann der Holzindustrie. Kirnbauer bestätigt, dass im Moment weniger produziert wird: „Wir müssen die Kapazitäten anpassen und die Werke auf Sicht fahren. Außerdem müssen die Schichten auseinandergezogen werden, wegen des Sicherheitsabstands bei den Mitarbeitern.“

Was den Holzpreis betrifft, sei man derzeit in einer Abwartesituation: „Es ist noch nicht absehbar, ob wir die Preise hinterher korrigieren müssen; wir haben mehr Aufwand in den Betrieben. Wir hoffen aber darauf, dass nach Ostern der Handel mit Italien wieder Schritt für Schritt aufgenommen werden kann“, betont Kirnbauer. Bis Mai oder Juni, wenn der Borkenkäfer voll aktiv ist, werden „wir die Märkte wieder hochfahren können“, zeigt er sich zuversichtlich.

Bauernbund fordert Abnahmepflicht

Was die heimische Forstwirtschaft betrifft, wird nicht nur an der Borkenkäfer-Front gekämpft, der Bauernbund kämpft auch gegen Holzimporte aus dem Ausland  – allen voran Tschechien – an. Losgetreten hat die wiederaufgeflammte Diskussion kürzlich der nö. Bauernbundobmann Stephan Pernkopf mit einem Kommentar in der Bauernzeitung, in dem er den Importstopp fordert. Wenn die Industrie nicht freiwillig ein Partner der  Bauern sein wolle, dann „machen wir das eben gesetzlich“.

Unterstützung bekommt er von Georg Strasser, Präsident des österreichischen Bauernbundes: „Das Team Österreich hilft in der Corona-Krise zusammen – aber in diesem Sektor nicht. Dabei können wir das nur gemeinsam stemmen.“ Waldbesitzer sind behördlich aufgefordert, das Schadholz aus dem Forst zu entfernen, würden aber darauf sitzen bleiben. Strasser könnte sich eine Abnahmeverpflichtung für die Industrie vorstellen.

Dagegen hält WKNÖ-Spartenobmann Franz Kirnbauer: „Die nö. Holzindustrie verarbeitet rund fünf Millionen Festmeter im Jahr, der nö. Forst liefert uns rund 2,45 Millionen“. Dieses Delta werde durch Importe ausgeglichen. Es gebe eine Vereinbarung zwischen Forst- und Holzindustrie, dass primär „unser“ Holz verarbeitet werde, „die ist nach wie vor intakt“. 

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