Bundesheer-Boot: "Wir haben es aus den Medien erfahren"
Das österreichische Bundesheer untersucht mit einer hauseigenen Kommission das Bootsunglück auf der Donau nahe Hainburg. Bereits zwei Tage nach der Tragödie mit zwei schwerverletzten Frauen im Rahmen des Girls’ Camp auf der Donau in Hainburg (NÖ) steht für Heeressprecher Oberst Michael Bauer nach derzeitigem Stand fest, dass der Bootsführer „alles richtig“ gemacht habe und auch kein technisches Gebrechen vorliege.
Die ermittelnde Staatsanwaltschaft in Korneuburg prüft den Sachverhalt freilich unabhängig davon. Zum einen wurde gegen den Unteroffizier und Bootsführer, Alexander Sch., ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässig schwerer Körperverletzung eingeleitet. Und zum anderen behält sich der Staatsanwalt die Bestellung eines gerichtlich beeideten Sachverständigen vor. Das Unglücksboot wurde jedenfalls polizeilich beschlagnahmt. Wie Bauer im Gespräch mit dem KURIER erklärt, handelt es sich bei dem Bootsführer um einen "äußerst erfahrenen Mann". "Er hat bereits 2006 den Wasserfahr-Grundkurs absolviert und alleine auf dem Bootstyp mit dem der Unfall geschah 300 Fahrstunden vorzuweisen", erklärt Bauer.
Keine Sicht
Am Dienstag veröffentlichte das Heer Grafiken und Details zum Unfallhergang. Demnach sei das Boot mit fünf Bundesheerangehörigen und acht Frauen des Girls’ Camp um 9.49 Uhr aufgrund einer „großen Welle“ gekentert. Wie Bauer schildert, haben sich zwei Unteroffiziere ihre Rettungswesten vom Leib gerissen und sind auf der Suche nach Opfern unter das Boot getaucht. Das umgedrehte Boot wurde durch zwei andere Heeresboote von der Flussmitte ans Ufer gedrückt und dort gegen 10.15 Uhr gesichert. Erst danach, also mehr als 20 Minuten nach dem Kentern, wurde das Fehlen von zwei jungen Frauen bemerkt. Natalie T. (22) und Sophie K. (17) lagen leblos unter dem Boot und wurden mit vereinten Kräften von Feuerwehr und Heeresangehörigen heraus gezogen und reanimiert. Dass sie nicht vorher entdeckt wurden, erklärt man damit, dass die Sicht unter Wasser gleich null war.
„Rückruf nach 17 Uhr“
Aus dem Umfeld der Teilnehmerinnen an dem Girls’ Camp gibt es unterdessen scharfe Kritik am Vorgehen der Verantwortlichen. Das Heer selbst räumte einen „unentschuldbaren Fehler“ ein. Zwar wurde laufend auf Twitter über das Bootsunglück berichtet, aber vergessen, in einigen Fällen die Eltern über das Schicksal ihrer Kinder zu informieren.
Die Angehörigen von einem der betroffenen Mädchen kritisieren die fehlenden Auskünfte des Bundesheeres. „Wir haben vom Unglück aus den Medien erfahren. Meine Schwiegertochter hat kurz nach 13 Uhr aus dem Krankenhaus, in dem sie behandelt wurde, mit einem ausgeborgten Handy angerufen. Sie wusste zu dem Zeitpunkt nicht, wann und wie Sie zu ihren Sachen aus der Kaserne bzw. nach Hause kommt“, erzählt eine Frau dem KURIER.
Die Angehörigen hätten danach versucht, mit dem Bundesheer Kontakt aufzunehmen und Informationen über den weiteren Ablauf zu erhalten. „Der versprochene Rückruf ist dann nach 17 Uhr gekommen“, schildert sie. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Mädchen wieder in der Kaserne, konnte von dort mit ihrem Handy die Familie verständigen und abgeholt werden.
Auch Angehörige der Schwerverletzten seien nach den Medienberichten sofort in Richtung Donau gefahren, um Gewissheit über das Schicksal der Kinder zu erlangen. Anruf vom Heer gab es bis zum Abend keinen.
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