Bluttat in Traiskirchen: Mörder hatte die Waffe von seinem Kumpel

Der Tatort in Traiskirchen.
Nach der Bluttat in Traiskirchen (Bezirk Baden), bei der ein Hochrisikotäter als Freigänger einen 55-Jährigen erschossen und eine 25-Jährige schwer verletzt hat, ist die Herkunft der Tatwaffe geklärt.

Nach der Bluttat richtete sich der Täter in einem Weingarten
Zwei Schüsse aus nächster Nähe
Der 66-jährige Josef P. hatte während eines Freigangs aus der Justizanstalt Wiener Neustadt aus Rache seine Ex-Freundin niedergeschossen und deren neuen Freund (55) durch einen gezielten Schuss in die Brust getötet.
Die Mordermittler des NÖ Landeskriminalamtes versuchten seither zu klären, ob der Mörder einen Mitwisser bzw. -helfer hatte, der ihm die Bockbüchsflinte mit Flintenlaufgeschossen besorgte. Der Täter selbst konnte nämlich offiziell im Fachhandel keine Waffe kaufen, ist er doch seit 1985 mit einem behördlichen Waffenverbot belegt.
Ausgeforscht haben die Kriminalisten anhand der Seriennummer der Waffe einen langjährigen Weggefährten, Freund und engen Bekannten des Ex-Rotlichtkönigs. Der Mann hatte auf dringende Bitte des 66-Jährigen die Bockbüchsflinte gekauft und sie seinem Freund für "ein paar hundert Euro" überlassen.
Festnahme
Der Verdächtige wurde von den Beamten vorübergehend festgenommen und zu den Umständen befragt. Es geht darum zu klären, ob er von der geplanten Bluttat wusste und sich daher der Beitragstäterschaft schuldig gemacht hat.
Dies habe der Mann allerdings im Zuge der Einvernahmen vehement bestritten. Er beteuerte, nichts von dem perfiden Mordplan seines Freundes gewusst zu haben. Bereits im Juni sei der 66-Jährige mit der Bitte an ihn heran getreten, ihm die Waffe zu besorgen.
Der Verdächtige wurde freigelassen. Vom Tisch ist die Sache damit aber noch lange nicht. Es laufen Überprüfungen, ob seine Angaben stimmen und ob er tatsächlich keinen Hinweis auf die bevor stehende Bluttat hatte. Dafür sind noch weitere Erhebungen notwendig.
Gegen den Mann laufen Ermittlungen wegen Beitrags zum Mord bzw. zum versuchten Mord, bestätigte Silke Pernsteiner von der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt. Konkret gehe es bei den Ermittlungen um "die mutmaßliche Weitergabe der Schusswaffe“, sagte Pernsteiner.
Nach der Bluttat mit zwei Toten und einer Schwerverletzten vergangenen Sonntag in Traiskirchen muss sich die Justiz eine Frage gefallen lassen. Was hat die Verantwortlichen der Justizanstalt Wiener Neustadt dazu bewogen, den 66-jährigen schwerkriminellen Gewalttäter Josef P. nur drei Monate nach seiner Verurteilung bereits wieder genehmigten Ausgang aus der Haft zu gewähren?
Er gilt seit den 1970er-Jahren als Schwerkrimineller. Auf das Konto des Rotlicht-Kapos gehen schwere Körperverletzung, Nötigung, Zuhälterei, Juwelenraub, Einbruch, Diebstahl, Erpressung, Drogenhandel, illegaler Waffenbesitz und mehr.
Parlamentarische Anfragen
Die Grünen haben indes am Donnerstag zwei parlamentarische Anfragen an Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) und Justizministerin Anna Sporrer (SPÖ) eingebracht. Themen sind der illegale Waffenbesitz des 66-Jährigen sowie der Haftausgang. "Das war kein tragischer Einzelfall, das war ein Systemversagen mit tödlichen Folgen“, meinte Agnes Sirkka Prammer, Sicherheitssprecherin der Grünen. Gefordert wurde erneut eine Verschärfung des Waffenrechts.
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