"Bitte wenden": Geschlossener Bahnübergang treibt Bürger in NÖ auf Barrikaden
Ein Bahnübergang erhitzt in Gloggnitz am Fuße des Semmerings die Gemüter.
Die Bewohner der beiden Stadtteile Stuppach und Siedlau fühlen sich seit der Schließung des Überganges im November 2022 sprichwörtlich "von der Außenwelt abgeschnitten“.
Um zu ihren Häusern und Wohnungen zu gelangen, müssen sie einen bis zu fünf Kilometer langen Umweg mitten durch die Innenstadt in Kauf nehmen.
Besonders betroffen sind auch die Besucher des Mozart-Schlosses Stuppach und Lieferanten. Aufgebrachte Bewohner steigen wegen der „untragbaren Situation“ nun auf die Barrikaden.
Semmering-Basistunnel
Die ÖBB trachten seit Jahren danach, kleine Bahnübergänge auf Hochgeschwindigkeitsstrecken wegen des „erheblichen Sicherheitsrisikos“ stillzulegen. Mit dem Bau des Semmering-Basistunnels und den Umbauarbeiten am Portalbahnhof Gloggnitz bedeutete dies auch für die Bahnkreuzung in Stuppach das Aus.
Auch wenn sich die Stadt Gloggnitz lange dagegen zur Wehr setzte, musste man sich der Entscheidung beugen. Dafür erhielt die Gemeinde über 100.000 Euro zur Erhaltung der Fuß- und Radwegunterführung an der Stelle.
"Davon haben wir alle nichts. Mit dem Auto ist es ein Spießrutenlauf“, sagen die aufgebrachten Bewohner. Mit der Schließung des Bahnüberganges sei es zu einer verkehrstechnischen Trennung der Ortsteile gekommen.
Besonders betroffen von dem Nadelöhr sind Rita und Reinhard Zellinger. Die Besitzer des berühmten Mozart-Schlosses Stuppach halten regelmäßig große Konzert- und Kulturveranstaltungen ab. Obwohl das Schloss direkt neben dem aufgelassenen Bahnübergang liegt, müssen alle Autofahrer – das Ziel vor Augen – wieder umkehren und den langen Umweg durch die Innenstadt nehmen.
Unterschriften gesammelt
"Jedes Navi und Routenplaner zeigt die ursprüngliche Strecke an, obwohl der Übergang längst gesperrt ist“, erklärt ÖVP-Stadtrat und Stadtmarketing-Chef Ferdinand Griessner. Die Bürgerbewegung um Reinhard Zellinger hat wegen der "untragbaren Zustände" Unterschriftslisten gesammelt und diese ÖVP-Landtagsabgeordneten Hermann Hauer, Wirtschaftskammerobfrau Monika Eisenhuber und Stadtrat Ferdinand Griessner zur Unterstützung übergeben.
Drängen auf rasche Lösung
"Für eine sichere und qualitative Verkehrslösung“, sagen die Verantwortlichen. „Eine Lösung im Interesse der ansässigen Betriebe sowie für das Schloss Stuppach ist unabdingbar“, erklärt Eisenhuber.
Hermann Hauer sieht in der Causa dringenden Handlungsbedarf und Bürgermeisterin Irene Gölles (Liste Wir für Gloggnitz) gefordert. "Die Stadtführung hat die Verpflichtung, im Interesse der Bürgerinnen und Bürger sowie der Wirtschaft und Kulturstätte, ein Konzept zur Entschärfung der Situation auszuarbeiten“, erklärt Hauer.
Lkw-Fahrverbot als Schildbürgerstreich
Es sei vor allem eine Sicherheitsfrage, denn im Ernstfall haben auch die Blaulichtorganisationen den längeren Anfahrtsweg zurück zu legen. Einen Schildbürgerstreich gebe es obendrein, so die Kritiker. Auf der Umfahrung gilt ein Lkw-Fahrverbot für Fahrzeuge über 5 Tonnen.
"Der Schwerverkehr, wie Baufahrzeuge oder Betonmischer, dürften gar nicht zufahren. Es muss dringend eine Lösung her“, so die Bürgerbewegung.
Eine Überführung der Bahnstrecke wurde ursprünglich geprüft und aus Kostengründen aber ad acta gelegt, eine Unterführung scheitert an den Kosten sowie am Grundwasser.
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