Betonhauptstadt? Wiener Neustadt will Datenpanne beseitigen

Der Militärflugplatz in Wiener Neustadt ist der größte Naturflugplatz Europas. Ein Teil davon liegt im Natura-2000-Gebiet.
Es ist seit Jahren ein politischer Dauerbrenner. Wiener Neustadt ist mit einem Bodenverbrauch von 257 Quadratmetern verbauter Fläche pro Einwohner jene Stadt mit der zweitgrößten Bodenversiegelung nach St. Pölten. Allerdings hat diese Statistik einen groben Schönheitsfehler, den die Stadt möglichst bald behoben sehen möchte.
Denn auch der Trockenrasen des Wiener Neustädter Militärflugplatzes gilt wegen der Widmung als verbautes Gebiet. Damit gelten immerhin sechs Prozent der gesamten Stadtfläche, die eigentlich grün und mit Pflanzen bewachsen sind, als versiegelte bzw. verbetonierte Fläche.
Bürgermeister Klaus Schneeberger (ÖVP) will diese Unschärfe in der Berechnung der "Flächeninanspruchnahme“ endlich aus der Welt geschafft haben. Aus diesem Grund hat er sich in einem offenen Brief an die Geschäftsführung der Österreichischen Raumordnungskonferenz sowie des Umweltbundesamtes gewandt.
Darin fordert der Politiker, dass der entsprechende Fehler endlich korrigiert werde.
Naturschutzgebiet
Die riesigen (unverbauten) Flächen des Militärflugplatzes wurden der Stadt Wiener Neustadt als Flächeninanspruchnahme und zum Teil als Bodenversiegelung angerechnet. "Dieser Flugplatz gilt als der größte Naturflugplatz Europas und die Fläche erstreckt sich zu weiten Teilen in das dort ausgewiesene Natura-2000-Gebiet hinein“, macht Schneeberger in dem Schreiben auf die Situation aufmerksam.

Der Militärflugplatz liegt zum Teil im Natura 2000-Gebiet
Ein signifikanter Anteil der Flächen wurde bis zum Jahr 2022 durch einen landwirtschaftlichen Betrieb bewirtschaftet. Mittlerweile hat das Verteidigungsministerium die Betreuung des Militärflugplatzes zur Gänze übernommen.
Sonderfall
"Dementsprechend hat sich an der Nutzung und der Bewirtschaftung nichts geändert bis auf die ausführende Stelle. Dennoch wirkt sich die gesamte Fläche des Flughafens nun negativ auf die Flächeninanspruchnahme Wiener Neustadts aus“, kritisiert Schneeberger. Wie der Stadtchef meint, sei dies sowohl für die Bevölkerung der Stadt als auch für die örtliche Politik "schwer begreiflich“. Deshalb ersucht er, dass der Sonderfall behandelt und der Fehler behoben wird.
Städtevergleich
Negativer Spitzenreiter in der Gruppe der 15 größten Städte ist die nö. Landeshauptstadt St. Pölten mit einer versiegelten Fläche von 308 Quadratmetern pro Kopf – gefolgt von Wiener Neustadt (257 m2/Kopf), Villach (236), Wels (225) und Klagenfurt (221).
Wie die Naturschutzorganisation WWF zuletzt bekrittelte, ist Wiener Neustadt jene Stadt mit den meisten versiegelten Betriebsflächen pro Einwohner. "Rund 62 Quadratmeter sind hier für Gewerbegebiete, Fachmärkte und dazugehörige Parkplätze zubetoniert und asphaltiert“, heißt es beim WWF.
Die vielen "Asphaltwüsten“ werden speziell im Sommer durch die stärkere Hitzeentwicklung zu einem immer größeren Risiko für Gesundheit und Lebensqualität, warnt die Organisation. Sie fordert deshalb vorbeugenden Bodenschutz und "groß angelegte Entsiegelungs- und Begrünungsprogramme“.
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