"Befragung zu Stupa widerspricht Recht"
Dass eine buddhistische Anlage Widerstand auslöst, höre ich zum ersten Mal", sagt Ernst Fürlinger. Der Religionswissenschaftler ist Leiter des Zentrums für Religion und Globalisierung an der Donau-Uni-Krems. Er hat sich intensiv mit Religionskonflikten auseinandergesetzt. Der KURIER befragte ihn zur Problematik grundsätzlich und im speziellen, zu den Vorgängen in Gföhl, Bezirk Krems.
Wie berichtet, plant eine Stiftung in Gföhl ein buddhistisches Friedensdenkmal, einen sogenannten Stupa, zu errichten. Während die VP den Plan unterstützt, wollen die anderen Gemeinderatsfraktionen eine Volksbefragung durchführen.
KURIER:Wie kommt es zu solchen Konflikten?
Fürlinger: Die religiöse Landschaft in Europa ist vielfältiger geworden. Wenn die neu dazugekommenen Religionsgemeinschaften ihren Platz im öffentlichen Raum in Form von Sakralbauten beanspruchen, so ist das häufig mit sozialen Konflikten verbunden. Denn es verändert sich nicht nur das vertraute Bild eines Ortes, einer Landschaft, sondern auch die bisherige symbolische Ordnung.
Aber wie damit umgehen?
Je heftiger der Streit, umso wichtiger ist es, sich der normativen Grundlagen für den Umgang damit zu vergewissern: Maßstab sind die Grundsätze des liberalen, säkularen, demokratischen Rechtsstaats. Bezogen auf die Religionen, geht es um die Grundrechte der Gewissens- und Religionsfreiheit, aber auch um Diskriminierungsverbot und Vereinigungsfreiheit. Das hohe Gut der Religionsfreiheit umfasst auch das Recht, im Rahmen geltender Vorschriften, Kultbauten zu errichten.
Was sagt die Verfassung?
Im Verfassungsstaat sind Demokratie und Rechtsstaat verbunden: Es gilt nicht einfach die Herrschaft einer Mehrheit, vielmehr schützt und garantiert er die Grundrechte der Minderheit. Das Ergebnis einer eventuellen Volksbefragung über das Stupa-Projekt, dürfte deshalb nicht das maßgebliche Kriterium sein - denn sonst würde die Mehrheit über ein Grundrecht der Minderheit entscheiden.
Ihre persönliche Meinung?
Das Projekt umfasst nicht nur eine rechtliche, sondern auch eine religiöse und humane Dimension: Es soll ein Symbol einer der großen Religionen der Menschheit errichtet werden, ein spiritueller Ort, an dem um Frieden gebetet wird, ein Friedenspark. Bräuchten wir, in unserer zerrissenen Welt, nicht noch mehr solche Orte?
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