Baulöwe gewinnt Kasernenpoker

Baulöwe gewinnt Kasernenpoker
Julius Eberhardt zahlte 12,9 Millionen für die Kopalkaserne in St. Pölten. Dem einflussreichen Baumeister traut man zu, das EKZ-Tabu auszuhebeln.

Wir sehen das schon als sehr großen Erfolg an." Stephan Weninger, Geschäftsführer des Militär-Immobilienverkäufers SIVBEG fällt ein 336.000 Quadratmeter großer Stein von Herzen. Nach vier Jahren Leerstand ist die Kopalkaserne in St. Pölten endlich verkauft. Bei einer "Verkaufsrunde" am SIVBEG-Sitz in der Wiener Dampfschiffstraße hatte ausgerechnet ein St. Pöltener das beste Blatt unter den drei Letztbietern. Baumeister Julius Eberhardt überbot den Mindestpreis von 11,5 Millionen Euro um 1,4 Millionen und sicherte sich damit den Kaufvertrag.

Im Paket mit der ehemaligen Panzerkaserne an der Westautobahn hat der 75-jährige Unternehmer auch die "Panzerstraße" zum an die Stadt verkauften Ex-Truppenübungsplatz Völtendorf erworben. Was er mit dem Riesenareal in Toplage vor hat, will er am Donnerstag verraten. "Wir blicken einer positiven Entwicklung entgegen", lässt Stadtchef Matthias Stadler schon einmal ausrichten. Samt Appell ans Land, dass "in Sachen Raumordnung was möglich ist".

Hemmschuh

Bislang stand die Kaserne ja durch die Zentrumszonen-Verordnung des Landes nicht als Großhandelsfläche zur Verfügung. "Ein Hemmschuh, der Investoren gebremst hat", weiß Weninger. "Dort kann man entwickeln, aber nichts aus dem Hut zaubern", meint Stadtbaudirektor Kurt Rameis. Das Ex-Heeresareal ist als "Sondergebiet Kaserne" gewidmet. Jedes Projekt braucht eine Umwidmung der Stadt.

Andererseits sehen viele gerade in Eberhardt jemanden, der imstande ist, das EKZ-Tabu beim Land auszuhebeln. Der durch geschickte Immobiliengeschäfte quer durch Österreich schwerreich gewordene Baumeister verfügt über einflussreiche Beziehungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Seit seinem Rückzug aus dem operativen Baugeschäft zieht der 75-Jährige von seiner "Palais Fanto Verwaltungs Gesellschaft m.b.H" in Wien aus die Immobilien-Fäden.

Insider gehen davon aus, dass Eberhardt bereits konkrete Pläne hat. Spekulationen reichen von einem "Ikea"-Standort über ein Outlet-Zentrum bis zum Umzug des nö. Militärkommandos mit Umwandlung der Hesserkaserne in ein neues Stadtviertel. VP-Stadtvize Matthias Adl: "Die Zukunft der Kaserne liegt in der Hand des Bürgermeisters."

SIVBEG: Fünf Kasernen in NÖ verkauft
39 Millionen Erlös
Die SIVBEG (Strategische Immobilien-,Beratungs-und Entwicklungsgesellschaft) ist eine Tochter von Verteidigungsministerium (55 Prozent) und Bundes-Immobiliengesellschaft (45 Prozent). Seit 2006 wurden von ihr in NÖ 23 Heeres-Liegenschaften um insgesamt 39 Millionen Euro verkauft. Darunter fünf Kasernen: Außer St. Pölten die Prinz Eugen-Kaserne Stockerau, die Kaserne Großenzersdorf, die Marc Aurel Kaserne Hainburg und 50 Prozent der Maximilian Kaserne Wr. Neustadt (HAK einquartiert).

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