Autistischer Schüler schaute vier Monate gegen die Wand

Chairs stand on tables in an empty classroom during a Germany-wide strikes of public sector workers at a school in Berlin
Eltern kritisieren, dass sich Schule zu wenig mit Sohn beschäftigt hat. Keine Probleme nach Wechsel.

Eigentlich ist der neunjährige Fabian ein Kind wie jedes andere. Er spielt gerne, hat Spaß und geht zur Schule. Doch genau beim letzten Punkt wurden dem Burschen aus Breitenwaida (Bezirk Hollabrunn) Steine in den Weg gelegt.

Das behaupten die Eltern Marion und Harald Zauner: „Uns wurde von der Volksschule und der Bildungsstadträtin immer wieder geraten, dass wir ihn in die Sonderschule stecken.“

"Man wollte sich mit Fabian nicht beschäftigen"

Und warum? Weil Fabian Autist ist. Dementsprechend braucht er in der Schule intensivere Betreuung. Etwas, was nach Gefühl der Eltern nicht passierte: „Er hatte zwar eine Stützkraft aber geholfen hat das nichts. Man wollte sich mit Fabian einfach nicht beschäftigen.“

Darum auch der Vorstoß, den Burschen in eine Sonderschule zu stecken. „Wir wollten das nicht, weil ihm das seine weitere schulische Laufbahn erschwert“, so die Beweggründe der Eltern.

Mitschüler und Lehrer verletzt

Gründe für den Schulwechsel sah die Schule, weil Fabian Mitschüler und auch Lehrpersonal verletzt haben soll. „Wenn man weiß, wie man mit Autisten umgeht, dann weiß man auch, dass man ihnen nicht zu schnell zu nahe kommen darf. Dann fühlt er sich bedroht und schlägt um sich“, erklären die Eltern.

Zusätzlich zum gewünschten Schulwechsel habe es fast täglich Negativmeldungen im Mitteilungsheft gegeben. Von positivem Feedback keine Spur.

„Dass Fabian beispielsweise regelmäßig Rechenkönig wurde, haben wir zufällig von einer anderen Mutter erfahren. Da kann man schon von Mobbing sprechen“, ärgert sich Mutter Marion. Über Umwege erfuhr die Familie noch von einem weiterem Vorfall.

Die Schule ließ Fabian im Unterricht vier Monate gegen eine Wand schauen. „Als Beruhigungsmaßnahme“, schildert die Mutter. Tatsächlich gibt es die Möglichkeit Autisten so zu beruhigen.

„Doch nicht durchgehend für vier Monate, sondern punktuell an Tagen, wo er tatsächlich überfordert war mit den Sinneseindrücken.“ In einem Schriftstück, das dem KURIER vorliegt, bestätigt eine Betreuerin der Autistenberatung den Vorfall.

Möglichstes unternommen

Die Schule wollte dazu kein Statement abgeben und verwies den KURIER an die Bildungsdirektion NÖ. Diese teilte schriftlich mit: „Die Bildungsdirektion weist darauf hin, dass umfassende Überprüfungen in die Wege geleitet wurden, die zu dem Ergebnis geführt haben, dass die Schule alle notwendigen Maßnahmen ergriffen hat, um dem Kind eine positive Entwicklung zu ermöglichen.“

Seitens der Bildungsstadträtin Elisabeth Schüttengruber-Holly (ÖVP) verweist man auf die finanzielle Unterstützung: „Die Stadtgemeinde stellte die Stützkraft zur Verfügung und übernahm die Kosten. Wir haben alles in unserer Macht stehende unternommen, um das Kind zu unterstützen.“

Happy End

Ein gutes Ende hatte die ganze Sache für das Kind dann doch. Denn statt der Sonderschule besucht Fabian nun die Volksschule Göllersdorf, zwei Dörfer weiter. „Er fühlt sich wohl und die Schule beschäftigt sich mit Fabian. Das ist der Grund, warum es jetzt besser funktioniert“, freuen sich die Eltern.

Kommentare