Ertrinken ist die häufigste Unfalltodesursache bei Kindern unter fünf Jahren. Wie eine Studie des KFV zeigt, verfügen die 10- bis 14-Jährigen über schlechtere Schwimmkenntnisse als in den Jahren zuvor. Was während der Pandemie mit entfallenen Schwimmkursen versäumt wurde, hat nun also spürbare Folgen.
Vor diesem Hintergrund ist in Wiener Neustadt eine Debatte um die Zukunft der bislang kostenlosen Schwimmkurse in den Pflichtschulen entbrannt.
Fast 40 Jahre lang hatte die Stadt Wiener Neustadt mit Joe Sinzinger einen eigenen Schwimmlehrer für alle Pflichtschulen beschäftigt. Mit seiner Unterstützung erlernten Tausende Mädchen und Burschen das Schwimmen. "Das war ein besonderes Service, obwohl wir als Stadt dafür eigentlich nicht zuständig sind", heißt es dazu aus dem Rathaus. Der Sport- und Schwimmunterricht sei eigentlich Sache der Bildungsdirektion.
Zu hohe Kosten
Nachdem Sinzinger (65) kürzlich in den Ruhestand getreten ist, hat die Stadt besonders aus Kostengründen das Schwimmprogramm für Schulen mit Ende des vergangenen Schuljahres eingestellt. Befürchtet wurde deshalb ein gewisses Vakuum, was die Schwimmfertigkeiten der Kinder anbelangt.
SPÖ rührt Werbetrommel
In die Sache kommt nun Bewegung. Der ASKÖ Niederösterreich hat zusammen mit dem ATV Wiener Neustadt eine Nachfolge-Lösung mit "Zukunftspotenzial" präsentiert, wie es am Donnerstag hieß.
Es sei gelungen, in einem ersten Schritt für zwei Schulen (Volksschule Josefstadt, VS Hans Barwitzius) Schwimmkurse zu finanzieren. Damit sei für dutzende Kinder in Wiener Neustadt der so wichtige Schwimmunterricht gesichert", heißt es dazu.
Kritik an der Haltung der Stadt
Wie ASKÖ-Vizepräsident und SPÖ-Vizebürgermeister Rainer Spenger dazu erklärt, sei man guter Dinge, "die Aktion im kommenden Schuljahr auch auf andere Schulen ausweiten zu können“.
"Weil sich die öffentliche Hand ihrer Verantwortung entzogen hat, mussten wir ganz einfach handeln“, lässt ASKÖ-Bezirksobmann und SPÖ-Stadtrat Norbert Horvath kein gutes Haar an der Entscheidung der Stadt, die Kurse einzustellen.
Man habe als Teil der Bunten Stadtregierung in der Sache zwar interne Gespräche mit den anderen Fraktionen geführt, "aber dabei leider keinen Erfolg bzw. eine Verlängerung der Schwimmkurse erzielen können", erklärt Spenger.
Wie ÖVP-Bildungsstadtrat Philipp Gruber erklärt, sei die Thematik bereits lange bekannt gewesen. "Die Sache wurde mit der Bildungsdirektion intensiv besprochen. Viele Schulen haben bereits selbst eine Lösung gefunden", so Gruber.
Die (ÖVP-nahe) Sportunion ist laut Gruber vorgeprescht und bietet bereits seit Beginn des Schuljahres für drei Wiener Neustädter Schulen den Schwimmunterricht an. "Es ist erfreulich, dass nun andere Vereine oder Verbände nachziehen", erklärt Gruber.
Stadt fördert das Schwimmen
Die Stadt fördert den Schwimmunterricht weiterhin - und zwar durch Gratis-Eintritte der Taferlklasser in der Aqua Nova bzw. die Kostenübernahme der Schülertransporte bzw. Busfahrten zum Schwimmunterricht.
Schwimmkompetenz der Kinder sinkt
Laut KFV-Untersuchungen hat sich die Schwimmkompetenz der Kinder in den vergangenen Jahren tendenziell verschlechtert. Rund 7 Prozent der über 5-Jährigen (630.000 Personen) kann nicht schwimmen. Bei Kindern und Jugendlichen ist dieser Anteil höher: Derzeit können rund 10 Prozent der 5- bis 19-Jährigen nicht schwimmen. Hinzu kommen rund 76.000 Kinder und Jugendliche, die nur unsicher im Wasser sind.
Aus diesem Grund hat das Land NÖ auch die Initiative "Schwimm Kids" ins Leben gerufen. Nach dem Start 2024 wird auch heuer in Niederösterreich die kostenlose Kinder-Schwimmoffensive fortgesetzt. Für 1.280 Kinder und damit um ein Viertel mehr als im Jahr 2024 werden landesweit Gratis-Kursplätze angeboten.
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