Mit der "Operation Darknet“ konnten Kriminalisten das Mordkomplott an der 46-jährigen Frau vereiteln, wofür den Beamten des NÖ Landeskriminalamtes, des Bundeskriminalamtes sowie der Direktion für Spezialeinheiten (DSE) nun eine hohe Auszeichnung zuteil wurde.
MI5 hatten den richtigen Riecher
Die "Vereinigung österreichischer Kriminalisten“ unter dem Vorsitz von Präsident Alfred Edlinger zeichnete die verantwortlichen Ermittler für die "besondere kriminalistische Leistung“ in dem Aufsehen erregenden Fall aus. Der entscheidende Hinweis dazu kam vom britischen Inlandsgeheimdienst MI5.
Marktplatz für Mord
Dessen Ermittler hatten auf der einschlägigen Darkweb-Seite "Online Killer Market“ verdeckt mitgelesen. Die Seite ist eine Art virtueller Marktplatz für jede Art von Schwerverbrechen – offensichtlich auch für Auftragsmorde. Die britischen Geheimdienstler waren bei ihrer Routinearbeit auf einen anonymen Österreicher mit dem Pseudonym "Sunnyboy“ gestoßen.
Per Anzeige suchte der zunächst Unbekannte nach einem Killer, der seine Ex mit dem Auto überfährt und es wie einen Unfall aussehen lässt. Er lieferte den Namen der Frau, Fotos, die Adresse und ihre Lebensgewohnheiten. Er nannte auch penibel die Tage und Stunden, an denen der Anschlag passieren sollte. Es sollte an einem Tag passieren, an dem der gemeinsame Sohn bei ihm und nicht bei der Mutter war. Das Motiv für das Mordkomplott war ein erbitterter Sorgerechtsstreit um das minderjährige Kind.
Für die Ermittler war in dem Fall höchste Eile geboten. Denn der Auftraggeber hatte als Anzahlung für die Bluttat bereits Bitcoins im Wert von 9.000 US-Dollar auf ein Treuhand-Wallet überwiesen. Spezialisten für Cyberermittlungen versuchten die Zahlungsflüsse nachzuverfolgen.
Frau unter Polizeischutz
Der Auftraggeber verhandelte parallel mit zwei unbekannten "Mördern“. Mit Hilfe von Datenforensikern galt es den zunächst noch anonymen "Sunnyboy“ irgendwo in Niederösterreich auszuforschen und ihm das Handwerk zu legen. Unter der Leitung der Gruppe Leib/Leben des Landeskriminalamtes konnte zunächst die Ex-Frau des Verdächtigen aufgespürt und unter Polizeischutz gestellt werden.
Parallel dazu liefen wochenlange Umfelderhebungen verschiedenster Einheiten, erklärt der Leiter des NÖ Landeskriminalamtes, Stefan Pfandler. Bis zu 130 Beamte waren im In- und Ausland insgesamt in den Fall involviert.
Die Ermittler stießen schließlich in der Nähe von Baden auf den wohlhabenden Auftraggeber. Der Mann betrieb mehrere IT-Firmen und war seit 2018 von seiner Ex-Frau getrennt. Um weiteres Beweismaterial gegen ihn zu sichern, wurde er von Spezialisten der Sondereinheit Cobra tagelang observiert.
"Es gelang schließlich, ihn festzunehmen und somit die drohende Tatausführung rechtzeitig zu verhindern“, erklärt Pfandler. Die Auszeichnung für die Ermittler sei "völlig verdient“.
15 Jahre Haft
Mittlerweile ist der 54-Jährige seit 2024 rechtskräftig zu 15 Jahren Haft verurteilt. Im Prozess am Landesgericht Wiener Neustadt legte der Computerfachmann, der sogar IT-Sicherheitssysteme für die Polizei in Deutschland entwickelte, nach monatelangem Leugnen ein umfangreiches Geständnis ab.
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