Aufruhr am Pferdehof

Aufruhr am Pferdehof
Pferdebranche steigt jetzt auf die Barrikaden.

Existenzangst herrscht derzeit auf Hunderten Pferdehöfen in ganz Österreich. Auch viele private Pferdebesitzer, die ihre Lieblinge dort eingestellt haben, sehen dem Jahr 2014 mit Skepsis entgegen. Der Grund dafür ist die mit 1. Jänner wirksam werdende 20-prozentige Umsatzsteuerpflicht für bäuerlich geführte Pferdehöfe. Petitionen im Internet sowie Expertisen prophezeien das Aus für Hunderte Betriebe und den Verlust von Arbeitsplätzen.

In Niederösterreich, wo auch ein Großteil von Wiens Pferdehaltern ihre Tiere eingestellt hat, könnte das Sterben der Ross-Ställe besonders arg werden. Nahezu ein Viertel der österreichischen Pferdewirtschaft mit 120.000 Tieren spielt sich hier ab. Der österreichweite Produktionswert (Futter, Züchter, Sattler oder Hufschmied) beträgt 2,1 Milliarden Euro pro Jahr.

„Die Umsatzsteuer-Anpassung schreibt die EU vor und ist für uns nicht zu kippen. Absolut ungerecht ist, dass wir , nicht wie andere Betriebe, berechtigt sind, für unsere Ausgaben die Vorsteuer abzuziehen“, ist Herbert Höller aus Viehdorf bei Amstetten ratlos. Er und seine Familie haben 2006 die gemischte Viehwirtschaft völlig auf die Betreuung von Privatpferden umgestellt. An die 40 Rösser haben am Hof ein Zuhause. Mit der anstehenden Steuer muss Höller wahrscheinlich die Einstellgebühren erhöhen. Manche eingemiete Reiter haben schon signalisiert, dass sich das nicht leisten könnten. Höller: „Höhere Kosten verkraften viele nicht. Manche haben zwei Tiere, die werden auf eines verzichten müssen. Wie es mit meinem Betrieb weitergeht .“

Forderung

Von einer enormen Verunsicherung und ersten Abwanderungen berichtet der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Pferdezüchter, Leopold Erasimus. „Tiere, die 16, 17 Jahre alt sind und auf Höfen das Ausgedinge bekommen, werden von den Eigentümern nach Ungarn oder Tschechien gebracht. Dort ist es billiger“, sagt er. Laut einer Studie könnten einige Hundert Betriebe und über 3000 Jobs der Pferdesteuer zum Opfer fallen. Als Rettungsinitiative haben die Pferdeverbände einen pauschalierten Vorsteuerabzug für die Höfe von 16 Prozent bei Finanzministerin Maria Fekter beantragt. Im Trubel der Regierungsverhandlungen fanden sie vorerst aber wenig Gehör.

FAKTEN

90.000 der 120.000 Pferde sind bei Bauern oder in Reitställen eingestellt.

Es gibt 11.000 Zuchtbetriebe, 1362 Reitvereine.

Eine IWI-Studie zeigt: Durch Umsatzsteuerpflicht droht der Verlust von 19.000 Pferden.

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