Arzt zog mit Praxis in den Container

Außerhalb der Apothekenschutzzone ordiniert Dr. Bernhard Zöchmann provisorisch im Container.
Übersiedelung, um die Hausapotheke seines Vaters übernehmen zu können.

Der Gebietsschutz für Apotheken treibt nicht nur seltsame Blüten. Er führt jetzt auch zu teils grotesken Entwicklungen.

In Niederösterreich zog jetzt ein Jungarzt in einen Container auf der grünen Wiese, um nach der Übernahme der Ordination seines Vaters in Neuhofen/Ybbs wirtschaftlich überleben zu können. Denn im Container darf er die Hausapotheke weiter betreiben, in der zentralen Praxis im Ort hätte er sie hingegen verloren.

Mit dem rund zwei Kilometer von der Ordination seines Vaters entfernten Container erfüllt der 38-jährige Bernhard Zöchmann die Bedingungen des Apotheken-Gesetzes. Er musste seine neue Arztstelle außerhalb der sechs Kilometer großen Schutzzone zur nächsten Apotheke im Nachbarort Hausmening ansiedeln. Für den Vater galten früher noch vier Kilometer Mindestabstand.

"Die Hausapotheke ist jetzt behördlich genehmigt. Sie ist für einen Landarzt sicher ein Zusatzeinkommen. Für mich ist sie auch Voraussetzung zur medizinischen Versorgung", erklärte Zöchmann. Die nicht billigen Container will er bald durch einen Neubau ersetzen.

Die Container-Praxis bietet 95 Quadratmeter Nutzfläche. Freundlich, mit zwei Behandlungszimmern, einem Labor und dem Wartezimmer ausgestattet, machte sie auf die ersten Patienten einen positiven Eindruck. "Lieber wäre uns die Praxis im Zentrum. Wichtiger ist aber , dass wir weiter einen Arzt haben", sagte Gertraud Haselsteiner.

Als Internist, Notfallmediziner und Anästhesist im Klinikum Amstetten, stand Zöchmann auch eine Spitalskarriere offen. Er entschied sich aber für die Landpraxis. Ein Glück für Neuhofen. Um die ausgeschriebene Kassenarzt-Stelle hatte sich Zöchmann als Einziger beworben.

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