Anrainer: "ÖBB kühlt leere Züge am Abstellgleis"

Jutta Niefergall und Herbert Tatzer wollen einen Lösungsvorschlag von den ÖBB, sie halten den Lärm des abgestellten Zugs nicht mehr aus.
Am Kopfbahnhof Wolfsthal parkt die S7. Weil sie am Strom bleibt und lärmt, verzweifeln die Anwohner.

Um kurz nach halb sieben Uhr abends fährt die S7 in ihre Endhaltestelle Wolfsthal im Bezirk Bruck a. d. Leitha ein. Dann geht es für sie weiter auf das Abstellgleis, wo sie bis zum nächsten morgen geparkt wird. Damit beginnen nervenaufreibende Stunden für die Anrainer: „Es wird laut, der Zug summt und brummt. Dann schaltet sich zeitweise ein Kompressor ein, was noch viel lauter ist. Manchmal kommen Hupsignale dazu“, sagt Jutta Niefergall. In ihrem Garten hinter ihr sieht man die Garnitur des ÖBB-Cityjets. Das gehe sieben Nächte pro Woche so, denn der Zug bleibe an der Stromversorgung, am Wochenende steht er dauerhaft da, seit Wochen sei dann auch während des Tages keine Ruhe, klagt sie. „Wir halten das nicht mehr aus“, sagt ihr Nachbar Herbert Tatzer. Ihn hat der Zug sogar schon in die Flucht getrieben: „Ich bin mit meiner Frau am Wochenende weggefahren, als er am Freitagabend wieder nicht abgebügelt wurde.“ Der Cityjet, der zwischen Wolfsthal und Wien verkehrt, ist das neueste Modell der ÖBB-Nahverkehrszüge. Der sei zwar wesentlich leiser als die alten, aber bleibe an der Stromleitung „aufgebügelt“.

Bei den ÖBB weiß man von den Sorgen der rund 25 betroffenen Anrainer in Wolfsthal, denn sie kämpfen für eine Lösung und das schon seit Jahren. „Es gab auch schon eine Bürgerversammlung, da kamen drei Mitarbeiter der ÖBB und hörten sich alles an. Es schien, als wissen die selbst nicht, was ihre Züge in der Nacht so machen“, sagt Niefergall.

S7 in Wolfsthal am Abstellgleis sorgt für Lärm

Energiesparmodus

Laut ÖBB werden die Cityjets im „Energiesparmodus“ abgestellt. Das ist notwendig, damit man sie dann auch wieder in Betrieb nehmen kann. Unter anderem wegen der Batterieladung, aber auch damit der Fahrgastraum je nach Wetterlage bei der Abfahrt vorgeheizt oder vorgekühlt ist. „Grundsätzlich bleibt das Fahrzeug für die Energieversorgung immer aufgebügelt“, teilt ÖBB-Sprecher Christopher Seif auf KURIER-Nachfrage mit. Die Hupsignale kann er nur so erklären, dass jemand versucht haben könnte, in den Zug einzudringen.

Allerdings berichten die Anwohner, dass an manchen Tagen die Züge doch abgebügelt werden. Seitens der ÖBB entgegnet man, dass das nur passiere, wenn etwas repariert werden müsse. „Ich lebe immer schon hier und bin eine gewisse Geräuschkulisse gewohnt. Wenn es nur ein oder zwei Stunden vor der Abfahrt ist, sagt ja keiner was, aber jetzt kühlt die ÖBB nächte- und tagelang leere Züge am Abstellgleis“, klagt Niefergall. Die ÖBB will sich die Situation nun ansehen und überprüfen, welche Maßnahmen zur Lärmreduktion möglich sind. Einen konkreten Zeitplan gibt nicht.

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