Amazon-Verteilzentrum: Gegner erhöhen Druck auf Landesbehörde

Bürgerversammlung zum geplanten Amazon-Verteilzentrum in St. Valentin
Absolute Ablehnung gegen ein geplantes Amazon-Verteilzentrum in St. Valentin war Mittwochabend beim Info-Abend der gegnerischen Bürgerinitiative angesagt. 120 Teilnehmer diskutierten mit oder schilderten ihre Betroffenheit als mögliche künftige Anrainer. „Junge Familien sind erschüttert, dass sie plötzlich neben einem riesigen Betriebsobjekt, das die ganze Woche lang jede Nacht beleuchtet ist, wohnen könnten“, berichtete Organisatorin Susanne Webersdorfer.
Stadt spielt Schlüsselrolle
Bislang seien weder Anträge noch Pläne im St. Valentiner Rathaus bezüglich des Projekts eingelangt, hatte SPÖ-Bürgermeisterin Kerstin Suchan-Mayr, die sich für ihr Fernbleiben entschuldigt hatte, mitgeteilt. Die Stadtgemeinde spielt eine Schlüsselrolle bei der möglichen Ansiedelung, weil ihr ein großer Teil des 53.000 Quadratmeter großen Areals gehört, auf dem die Firma Fraktal Development den Paketterminal für Amazon errichten will.

Mit rund 1.600 Unterschriften in Rahmen einer Online-Petition und einer Unterschriftenaktion im Rücken, wurden an dem Abend mögliche Belastungen durch Emissionen aufgelistet. Lärm und Abgase durch die Pakettransporter und Dauerbeleuchtung standen dabei im Fokus.
Betriebsgebiet
„Es handelt sich um ein emissionsarmes Betriebsgebiet, in dem nach unserer Information die Fahrzeugbewegungen limitiert sind und Amazon weit über diese Grenze kommen würde“, so Webersdorfer. Deshalb setzt die BI auch auf das Land Niederösterreich und LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf. Dieser hatte, wie berichtet, erklärt, notwendige Umwidmungen in der Raumordnungsbehörde nicht einfach durchwinken, sondern sie streng kontrollieren zu wollen. „Die Landesbehörde ist unsere große Hoffnung“, erklärte Webersdorfer. Als großes Problem wurde auch das Piepsen der retour fahrenden Laster während der Nacht beschrieben. „Das hört man in der Nacht über eine enorm weite Strecke“, so Webersdorfer.
Eine interessante Wortmeldung steuerte auch St. Valentins Alt-Bürgermeister Manfred Mießner (SPÖ) bei. Schon 2006 war bei der Umwidmung klar, dass das nahe der Westautobahn liegende Areal nicht einfach nur ein Feld bleiben würde. Damals habe man aber bewusst eine emissionsarme Widmung gewählt, damit sich ausschließlich kleine lärmarme Gewerbebetriebe ansiedeln könnten. Mießner selbst steht dem Amazon-Projekt neutral gegenüber.
Auch Amazon-Kunden mit ins Boot holen
Mehrfach wurde am Abend die grundsätzliche Ablehnung gegen das Verteilzentrum wiederholt. „Auch wenn man Autofahrer ist, darf man sich gegen hohes Verkehrsaufkommen aussprechen und auch wenn man Fleischesser ist, heißt es nicht, dass man sich nicht für artgerechte Tierhaltung einsetzen darf“, sagte Moderator Thomas Wintersberger, um auch Amazon-Kunden ins Boot zu holen. „Auch wenn man bei Amazon bestellt, heißt das nicht automatisch, dass man nicht gegen ein weiteres Verteilzentrum in Österreich unterschreiben darf“, sagte er. Onlinehandel werde es in Zukunft sicher geben, doch die Frage sei, ob ein amerikanischer Onlineriese in Österreich noch stärker und mächtiger werden müsse.
Kommentare