Spruch von Top-Terroristin auf Schulkreuzweg
Die Würde des Menschen ist antastbar.“ Dieser Spruch der RAF-Terroristin Ulrike Meinhof, die sich 1976 das Leben nahm, sorgte bereits vor 15 Jahren für heiße Debatten, nachdem die Gedanken der ehemaligen Journalistin auf einem Kreuzweg in Pregarten in Oberösterreich veröffentlicht wurden.
Die Debatte findet nun in Amstetten, Niederösterreich, eine Fortsetzung. Über ein Schulprojekt wurden die Pregartener Zitate von Opfern autoritärer Regime und Querdenkern während der Fastenzeit auf einem Kreuzweg installiert. Aussagen von NS-Opfern wie Franz Jägerstätter oder Sophie Scholl finden sich an den jeweiligen Stationen. Darunter bei Station 10 das Zitat Meinhofs über die öffentliche Entmündigung.
Zur Passionsstelle „Jesus wird seiner Kleider entledigt“ beschreibt der Begleittext die Entwürdigung des Menschen. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, dass die linksradikale Aktivistin durch einen „erschütternden Irrweg“ selbst ihre frühen Ideale von Menschenwürde verraten hat. Bei der Amstettener FPÖ-Politikerin Brigitte Kashofer ist ob dieser Verharmlosung die Empörung groß. „Es steht nirgends, dass sie eine Mörderin war. Die Verheimlichung hat auf einem Schulkreuzweg nichts verloren“, sagt sie. Auch dass andere kommunistische Aktivisten, wie der suspendierte Priester Ernesto Cardinal oder der türkische Dichter Nazim Hikmet zitiert werden, stört Kashofer. In der FPÖ-Gemeindezeitung beklagt sie „kommunistische Propaganda im Religionsunterricht“.
Das sorgt für Empörung bei der Direktorin der für den Kreuzweg federführenden Polytechnischen Schule, Ulrike Schelnberger. „Das ist ein Missverständnis oder eine Provokation. Anhand der Person Meinhof wird ein dramatischer Irrweg beschrieben“, sagt sie. Auch Stadtpfarrer Peter Bösendorfer, der erst zu Weihnachten mit den noch ungeklärten Amstettener Kirchenbrandstiftungen befasst war, lässt die Kritik nicht gelten. „Diese Station steht als Warnung an die Menschen. Die ganze Diskussion ist mir gar nicht so unrecht. Vielleicht machen sich jetzt mehr Gedanken über den Sinn des Kreuzweges“, sagt er. Kommenden Sonntag findet wie geplant die nächste Prozession statt.
Ab 1970 war die linksextreme Rote Armee Fraktion aktiv, gegründet wurde sie von vier deutschen Terroristen – darunter Ulrike Meinhof und Andreas Baader. Alternativ wurde die RAF deshalb auch Baader-Meinhof-Gruppe genannt. Es gab vier Generationen und an die 80 Mitglieder.
Sie waren für 34 Morde, mehrere Entführungen, Banküberfälle und Anschläge verantwortlich.
Ihr LebenUlrike Marie Meinhof wurde 1934 geboren. Sie arbeitete von 1959 bis 1969 für die Zeitschrift „konkret“ und war eine führende Repräsentantin der deutschen Linken. Für die RAF verfasste sie ideologische Schriften und tauchte 1970 nach der Gefängnis-Befreiungsaktion für Andreas Baader unter. Sie soll für zumindest vier Tote verantwortlich sein. 1972 wurde sie verhaftet.1976 beging sie im Gefängnis Stuttgart-Stammheim Selbstmord.
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