AMS setzt auf schnelle Betreuung

AMS setzt auf schnelle Betreuung
Neue Vermittlungsstrategie soll Langzeitarbeitslosigkeit verhindern.

Auf einen intensiven Herbst bereitet man sich derzeit beim Arbeitsmarktservice NÖ vor. Landesgeschäftsführer Sven Hergovich rechnet fest damit, dass die Arbeitslosenzahlen erneut sprunghaft ansteigen werden. Und da gelte es, rasch und effektiv zu vermitteln – und so ein Abgleiten in die Langzeitarbeitslosigkeit zu verhindern.

Die Zahlen zeigen jetzt schon, was auf das AMS zukommt. Vor der Corona-Krise war Niederösterreich jenes Bundesland, in dem in absoluten Werten österreichweit der stärkste Abbau bei der Langzeitarbeitslosigkeit gelungen war. Im Durchschnitt waren es im Vorjahr 9.824 Jobsuchende gewesen, die eine Vormerkdauer von einem Jahr und mehr aufgewiesen hatten. Gegenüber 2018 waren das um 1.412 Personen weniger gewesen (minus 12,6 Prozent).

16,8 Prozent Steigerung

Mit Corona ist diese Zahl wieder sprunghaft angestiegen. Ende Juni wurden in NÖ 11.357 Langzeitarbeitslose gezählt. Bei insgesamt 64.224 Arbeitssuchenden. Das ist eine Steigerung von 16,8 Prozent gegenüber dem Juni des Vorjahres. Man liegt damit zwar noch deutlich unter dem Österreich-Schnitt, für Sven Hergovich ist das aber kein Trost: „Wir müssen und werden vor dem Hintergrund der jüngsten, nie zuvor da gewesenen Arbeitsmarktentwicklung alles tun, um den Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit einzudämmen.“

AMS setzt auf schnelle Betreuung

Sven Hergovich: Maßnahmen gegen Langzeitarbeitslosigkeit

Entscheidend ist dabei, dass neue Arbeitslose schnell und intensiv betreut werden. Was angesichts der Corona-Rahmenbedingungen nicht so leicht ist. Aber eine Evaluierung innerhalb des AMS in NÖ hat gezeigt, dass rasche und vor allem intensive Betreuung von Beginn der Arbeitslosigkeit an zu einer kürzeren Zeit ohne Job und zu einer geringeren Neigung, sich vom Arbeitsmarkt überhaupt zurückzuziehen, führt. „Je intensiver und schneller Arbeitslose betreut werden, umso weniger entsteht Langzeitarbeitslosigkeit. Das erfordert solide Expertise in der Beratung von Jobsuchenden und ausreichende Personal- und Budgetausstattung für das Arbeitsmarktservice.“

AMS setzt auf Screening

Ein erster Schritt wurde bereits vor wenigen Wochen gesetzt. Da wurde die Website www.schnellestelle.info geschaffen, auf der die AMS-Berater über neue Stellenangebote in ganz NÖ informieren. Beworben wurde die Aktion mit Prominenten, etwa der Kabarettistin Angelika Niedetzky. Ende Juli konnten schon 36.000 Klicks auf der Website verzeichnet werden.

Jetzt wird außerdem noch an einem neuen Erst-Screening für Jobsuchende gearbeitet. Ab Dezember soll diese neue Dienstleistung in allen AMS-Stellen des Bundeslandes angeboten werden. Das Angebot enthält ein umfassendes Erstgespräch, bei dem alle Daten erfasst und die nächsten Schritte der Betreuung festgelegt werden. Inklusive der Möglichkeiten einer zusätzlichen Qualifizierung für den Wiedereinstieg.

Ein entsprechender Pilotversuch wurde bereits 2019 in Baden gestartet. Das Ergebnis: „Ein ausführliches Gespräch mit Personen, die erstmals arbeitslos sind, in dem Kompetenzen, Interessen und Talente strukturiert erhoben werden, wird gerne angenommen und als sehr wertschätzend empfunden.“

Einen weiteren Pilotversuch gibt es im Bezirk Krems, wo mit digitaler Unterstützung gezielt Menschen betreut werden, die in die Langzeitarbeitslosigkeit abrutschen könnten.

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