Ambrosi: Nach Justizirrtum droht wieder U-Haft

Ambrosi: Nach Justizirrtum droht wieder U-Haft
Die neue Anklage im wieder aufgenommenen Fall Ambrosi ist da. Jetzt muss der 42-Jährige ein zweites Mal Haft befürchten.

Seit Donnerstag liegt zum zweiten Mal eine Anklageschrift wegen versuchten Mordes gegen den 42-jährigen Franz Ambrosi vor. Der (im Tierschützerprozess wenig erfolgreiche) Wiener Neustädter Staatsanwalt Wolfgang Handler begnügt sich mit vier dürren Seiten, in denen kein Wort von dem neu aufgerollten Justizkrimi steht.

Am 28. Juni 2007 kam es zwischen Ambrosi und seiner nunmehrigen Ex-Ehefrau zum Streit. Er soll sie mit einem Seil zu erdrosseln versucht haben, was von ihr durch Messerstiche in seinen Rücken (!) abgewehrt worden sei. Ambrosi sagt jedoch, sie sei auf ihn losgegangen. Angeklagt, 711 Tage eingesperrt und zu 12 Jahren Haft verurteilt wurde er. Ihre Version hielt einer neuerlichen Begutachtung allerdings nicht stand. Justizirrtum, Wiederaufnahme, Enthaftung (der KURIER berichtete) - und nach zweieinhalb Jahren ein Obergutachten des Schweizer Rechtsmediziners Michael Thali, der die Angaben der Frau "zur Täter-Opfer-Geometrie" nun doch für möglich hält.

Wasserglas

Damit ist für den Anwalt der Frau, Manfred Ainedter, "der Sturm im Wasserglas vorbei" und das Ersturteil so gut wie wiederhergestellt. "Wir sind nicht beim Lotto, wo alles möglich ist", sagt hingegen Ambrosis Verteidigerin Karin Prutsch. Die Ex-Ehefrau habe so lange verschiedene Versionen des Tatherganges präsentiert, bis eine für den Gutachter halbwegs gepasst habe.

In der Luft hängt auch eine drohende neuerliche U-Haft für Ambrosi, von der sogar die Anwältin sagt, dass sie bei mutmaßlichen Kapitalverbrechen obligatorisch ist. Für Erich Habitzl, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt, wäre es "kontraproduktiv, das jetzt zu verraten". Prutsch sieht freilich keine Haftgründe: Ambrosi ist seit einem Jahr wieder frei und wusste, dass noch etwas nachkommt. "Er hätte sich längst an seiner Ex-Frau rächen können, hätte er das gewollt." Bei der Tatrekonstruktion standen sie einander sogar direkt gegenüber "und es hat nichts gegeben".

Der neue Geschworenenprozess könnte schon bald beginnen. Neben Obergutachter Thali werden der Wiener Gerichtsmediziner Daniele Risser, der Unfallchirurg und Sporttraumatologe Otto Wruhs, der physikalische Sachverständige Johann Wernisch und Psychiaterin Gabriele Wörgötter aufmarschieren.

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