Alte Donaustadt räumt auf und putzt sich heraus
Enge Gassen, 43 denkmalgeschützte Objekte, die moderne Geschäftsideen oft nicht zulassen und an der Peripherie aus dem Boden geschossene Einkaufsparks fordern in Ybbs an der Donau ihren Tribut. Geschäftslokale und Gastroeinrichtungen in der Innenstadt bleiben leer oder ihre Betreiber wechseln häufig – das soll sich nun ändern.
Die historische Altstadt soll nicht mehr länger als Last, sondern als Schatzkiste mit verwertbaren Juwelen gesehen und auch als solche vermarktet werden. Besondere Bedeutung soll der Donau im Kampf gegen die Tristesse zukommen. „Sie ist die DNA von Ybbs. Keine österreichische Stadt liegt mit ihrem Kern unmittelbar am Donaustrom“, betont Bürgermeister Alois Schroll, SPÖ.
Masterplan
Mit einem umfassenden Entwicklungsprogramm, das nicht nur die wirtschaftlichen Bereiche, sondern alle Lebensbereiche in der Altstadt berücksichtigt, soll mehr Frequenz und Lebensqualität in die Altstadt gebracht werden, kündigt Schroll an. Seit Mitte 2019 haben deshalb sechs, mit internationalen Experten besetzte, Fokusgruppen getagt. Gebürtige Ybbser, wie die in den USA tätige Architektin Petra Gruber, bringen sich ein. Die Aktivisten haben 42 kurzfristig und vorerst 32 längerfristige Maßnahmen erarbeitet.
Vor allem wird Ybbs seine historische Bedeutung als Schiffsdrehscheibe im touristischen Bereich massiv verstärken. Die Zahl der anlegenden Donauschiffe wird sich 2020 mit 160 gegenüber 2019 verdreifachen. Die an der Donau liegende Stadthalle soll zudem ein großer Frequenzbringer werden. Derzeit wird sie um 8,5 Millionen Euro zum Event- und Tagungszentrum ausgebaut. Die Inszenierung geschichtsträchtiger Bauten, eine Flaniermeile an der Donau, 30 km/h im ganzen Stadtgebiet oder aus dem Umland einmündende Radwege sind Teile der Imagepolitur. Tempo und Qualität, mit der die Ybbser ihr Rettungsprogramm für die Innenstadt angegangen sind, nennt der renommierte Linzer Stadtentwickler Thomas Egger als „einzigartig“. Beim Leerflächenmanagement winken auch bereits erste Erfolge: Firmen aus der Steiermark und Wien verhandeln über Niederlassungen. Insgesamt stehen 18 Objekte leer. Doch die Reize des historischen Ambientes finden immer mehr Zuspruch. „Wir sind nicht mehr stagnierend“, sagt der Stadtchef.
Gründerspaziergänge
Als Vorbild in Sachen Stadtbelebung wird vom Ybbser Projektkoordinator Thomas Egger Waidhofen an der Ybbs genannt. Mit dem mittelalterlichen Stadtkern stand die Eisenstraßenstadt vor zwei Jahrzehnten vor den gleichen Problemen wie Ybbs.Dort ist es durch gezieltes Leerflächenmanagement und ein Bündel begleitender Maßnahmen aber gelungen, die leeren Geschäftsflächen fast
zur Gänze zu eliminieren. Dennoch muss auch in Waidhofen ständig am Branchenmix und an der Attraktivität der Stadt gearbeitet werden.
So wie beispielsweise am 17. Jänner mit einem „Spaziergang für GründerInnen“. Stadtentwickler Johann Stixenberger wird dabei mit Interessierten durch die Altstadt spazieren und zur Verfügung stehende Geschäftsflächen vorstellen. Auch Gemeindevertreter und Experten für Gründungsfragen werden anwesend sein. Zudem wird nach dem Rundgang zum gemütlichen Ausklang eingeladen. Die Gründerspaziergänge sind Teil des Leaderprojekts der NÖEisenstraße „Gründung findet Stadt“. Dadurch sollen die Innenstädte am Leben gehalten werden. Derartige Spaziergänge werden auch in Scheibbs (14. Februar), Wieselburg (28. Februar) und in Purgstall (6. März) veranstaltet.
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