„Mit dem Musical ,Schabernack‘, woraus das gleichnamige Lied dann überall gespielt wurde, haben wir den Naschmarkt gerettet“, erklärt Alf Krauliz in seinem Wiener Büro. Dort wo der Naschmarkt ist, hätte heute eine sechsspurige Autobahn sein können. „Ich hab von einem Standler erfahren, dass es einen Gemeinderatsbeschluss gibt, dass der Naschmarkt geschliffen wird.“ Daraufhin startete Kraulitz mit Freunden und Gleichgesinnten eine Unterschriftenaktion, es folgte ein Musical zur Rettung des Naschmarkts – die Wiener Stadtpolitik lenkte ein. „Wir haben erreicht, dass der Markt auf unbestimmte Zeit verlängert wird.“
Doch nicht nur dieses Stück Kultur steht mit Krauliz in Verbindung.
So entwickelte er das Konzept für das Wiener Stadtfest. Mit Unterstützung von ÖVP-Stadtrat Erhard Busek ging es 1978 erstmals über die Bühne(n) in der Wiener Innenstadt „100.000 Leute waren da“, sagt er.
„Ich hatte Lust, jeden Tag ein Stadtfest zu machen.“ Was dazu führte, dass er das Wiener Metropol gründete und zehn Jahre lang leitete. „Das war schon eine Power Station, was Vergleichbares gab es in Österreich nicht. International orientiert, Nena, XTC aus London, die Qualtingers sind aufgetreten, Heller hat bei mir gelesen. Das war ein ganz starker Energiemuskel“, erzählt Krauliz. „Als Gegenreaktion wurde die Szene Wien gegründet, zwei Jahre nach dem Stadtfest das Donauinselfest“, erzählt Krauliz. Es sei eine gute Zeit für die Kultur gewesen. „Die graue Stadt wurde gepinselt.“
Weg nach Niederösterreich
Ein bisschen von Krauliz’ Farben wollte auch Niederösterreich haben. „Ich wurde eingeladen, das Donaufestival neu aufzubauen“, blickt er auf eine „irre Herausforderung“ zurück. Von 1990 bis 2000 war er der Intendant des Festivals für moderne Kultur. „Wir haben zum Kulturaustausch zwischen der Quelle der Donau bis zum Schwarzen Meer Künstler eingeladen – das Publikum strömte hin, die Stadt Krems hat in Freude gelebt, die war das Zentrum. Viele österreichische Künstler waren vertreten.“
Danach habe eine Zeitenwende begonnen: „Ich wollte nur noch selbstständig arbeiten.“ Und damit ist auch die Idee der Sommerakademie gereift. Den perfekten Ort dafür hatte er bereits gefunden.
Vor Jahren übernahm und renovierte er das Sommerdomizil seiner Mutter – einen alten Bauernhof in Motten bei Heidenreichstein. „2002 habe ich dort die Sommerakademie gegründet. Zuerst haben wir uns mit Naturerfassung beschäftigt“, erzählt er. Jetzt ist das Wesen der Akademie ein Programm mit Workshops und Exkursionen für Körper, Geist, Seele und Sinne. „Momentan ist auch das Handwerk wieder spannend als Kontrast zum Digitalen. Werkzeuge schmieden, mit der Sense mähen.“ Für die Entwicklung des Seminarprogramms brauche es einen Sinn für die Zeit, die gerade herrscht und „immer Freunde, die mit dir diskutieren“.
70 Prozent der Akademieteilnehmerinnen und -teilnehmer sind laut Krauliz Stammgäste. Aber: „Wir müssen jünger werden. Deswegen gibt es jetzt auch etwa neben dem etablierten Schauspielworkshop mit Roland Düringer einen mit der jungen Schauspielerin Anna-Katharina Wurz, bei dem Teilnehmer bis 26 Jahre eine Vergünstigung bekommen“, erklärt der Musiker, der bereits über das Programm für das nächste Jahr nachdenkt.
Parallel dazu arbeitet er daran, seine Musicals (wieder) auf die Bühne zu bringen, seine Lieder und seine „literarischen Ergüsse“ in Form zu bringen. Sein Theaterstück „Rudolf auf der Hüttn“ ist gerade fertig geworden.
Einiges davon bekam man beim Pfinxt’n Festival und im Rahmen der Sommerakademie bereits zu hören – vieles soll in den kommenden Jahren noch folgen.
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