Steinbock-Plage als „ökologisches Problem“

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Die Kolonie auf der Hohen Wand hat sich rasant vermehrt. Behörde und Jägerschaft wollen weit mehr Tiere für Abschuss freigeben.

Der Alpensteinbock (lat. Capra Ibex) gehört – wie der Name schon sagt – in die hochalpinen Regionen der Alpen. Durch ein Missgeschick, bei dem mehrere Stück aus einem jagdlichen Gatter ausgebrochen sind, hat sich eine Steinbock-Kolonie auf einem der beliebtesten Ausflugs- und Wanderberge Niederösterreichs angesiedelt – der Hohen Wand. Dort haben sich die Tiere so drastisch vermehrt, dass die Behörde im kommenden Jahr die Reißleine ziehen muss. Bei einem Steinbock-Gipfel Anfang des Jahres sollen die Abschusszahlen deutlich erhöht werden.

Seit dem Ausbruch einiger Exemplare Ende der 90er-Jahre läuft eine hitzige Debatte um das Steinwild. Als die Bezirkshauptmannschaft (BH) Wiener Neustadt 2003 einen Totalabschuss verfügte, sammelten Tierschützer und Gastronomen der Hohen Wand binnen weniger Wochen 6500 Unterschriften und retteten den imposanten Kletterern damit das Leben.

Mittlerweile ist der Bestand jedoch komplett aus dem Ruder gelaufen. Bei den Zahlen gehen die Meinungen weit auseinander. Während die Behörde offiziell etwa von 70 Stück Steinwild spricht, sind es laut Jägerschaft fast doppelt so viele Tiere. Weil sich die Tiere auch oberhalb der Kletterrouten bewegen komme es auch immer wieder zu gefährlichen Steinschlägen. „Unseren Beobachtungen nach bewegen wir uns schon auf 150 Stück zu“, erklärt Jagdaufseher Walter Baumgartner.

Zu wenig Abschüsse

Die neun Tiere, die 2011 per Bescheid abgeschossen werden durften, sowie die zwölf Stück im heurigen Jahr, reichen nicht einmal aus um den natürlichen Zuwachs abzuschöpfen, erklärt nö. Landesjägermeister-Stellvertreter, Werner Spinka. Er spricht bereits von einem eklatanten „ökologischen Problem“ auf der Hohen Wand. Denn die vielen Tiere haben den Schutzwald durch Verbiss massiv geschädigt. „In den Steilhängen sieht man deutlich die Bodenerosion. Erdreich und Humus sind teilweise 50 Zentimeter tief abgeschwemmt“, sagt Spinka. Außerdem haben die Steinböcke das in dem Gebiet heimische Wild aus ihrem ursprünglichen Lebensraum verdrängt – beispielsweise das Gamswild.

Auch bei der zuständigen Forstbehörde schrillen nach dem Lokalaugenschein im Schutzwald die Alarmglocken. „Die Karten müssen neu gemischt werden. Wir erwarten so bald wie möglich einen Gipfel mit Lösungen“, drängt auch die BH Wiener Neustadt auf deutlich mehr Abschüsse.

Die nö. Umweltanwaltschaft wolle noch das Gutachten des beauftragten Wildbiologen Martin Forstner abwarten und danach die gesamte Expertenrunde einberufen.

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