Abgewählt: Eigene Liste stürzte Gutensteins Bürgermeister

Michael Kreuzer war seit 2015 Bürgermeister von Gutenstein im Bezirk Wiener Neustadt
Klares Votum in Gemeinde im Bezirk Wiener Neustadt. 13 von 17 Stimmen gegen Michael Kreuzer. Nachfolge noch offen.

Als Kopf einer Protestbewegung gegen ein Senioren-Wohnprojekt im Ort war Michael Kreuzer 2015 in die Gutensteiner Gemeindepolitik eingestiegen. Mit großem Erfolg. Seine Liste "Gut für Gutenstein" (GfG)  holte auf Anhieb mehr als 35 Prozent der Stimmen und sieben der 19 Mandate im Gemeinderat. Mit Unterstützung der SPÖ stürzte man ÖVP-Bürgermeister Johannes Seper. Kreuzer wurde neues Gemeindeoberhaupt.

Absolute Mehrheit

2020 folgte ein noch größerer Triumph. Die Liste GfG übernahm mit 62 Prozent der Stimmen und 12 Sitzen die absolute Mehrheit im Gemeinderat. Doch trotz dieser vermeintlich soliden Basis musste der Bürgermeister nun vorzeitig seinen Hut nehmen. Rund fünf Monate vor der nächsten planmäßigen Gemeinderatswahl wurde Kreuzer abgewählt. Auf Initiative seiner eigenen Fraktion.

"Ohne sachlichen bzw. konkreten Anlass", wie Kreuzer in einer persönlichen Stellungnahme am Dienstagabend monierte. Der von einem GfG-Mandatar gestellte Antrag habe nur "dazu gedient, um mich abzuwählen, damit andere das Ruder übernehmen können." Und Kreuzer klagt: "Leider habe ich miterleben müssen, dass sich eine destruktive Allianz gewisser Personen gebildet hat, die meine Arbeit für Gutenstein als Bürgermeister aktuell beendet hat - obwohl es noch viele wichtige Vorhaben gibt."

Erneute Kandidatur 2025?

Das Votum fiel deutlich aus: 13 von 17 anwesenden Mandataren stimmten für die Abwahl, drei dagegen, eine Stimme war ungültig. Er sei "persönlich schwer getroffen", habe "immer viel Unterstützung von Seiten der Bevölkerung erfahren. Dafür möchte ich mich ausdrücklich bedanken und das gibt mir nach wie vor Kraft. Deshalb werde ich auch weiterhin meine Erfahrung und mein Wissen im Gemeinderat einbringen."
Und Kreuzer denkt auch über eine erneute Kandidatur 2025 nach: "Für die bevorstehende Gemeinderatswahl im neuen Jahr habe ich nach wie vor viele Ideen und viele Menschen auf die ich zählen kann. Ich werde in Gesprächen mit meiner Familie, Wegbegleitern und der Gutensteiner Bevölkerung in den nächsten Monaten darüber beraten, ob ich erneut zur Wahl antrete."

Für ÖVP-Obmann Heinrich Pichler kam die Abwahl nicht überraschend. „Man hat gehört, dass er zu Vorstandssitzungen seiner Partei nicht erschienen ist, oder nur kurz dort war und wieder gegangen ist." Persönlich habe er mit Kreuzer "eigentlich ganz gut zusammengearbeitet, es waren aber viele Kleinigkeiten, die irgendwann einmal nerven. Nichts Großartiges. Entscheidungen sind verzögert worden. Dafür hat es Alleingänge gegeben, wo keiner informiert wurde."

Nachfolge noch offen

Wer Kreuzer nachfolgen soll, ist derzeit noch unklar. Innerhalb der nächsten 14 Tage muss die Wahl erfolgen. Bis dahin führt Vizebürgermeisterin Ulrike Hempel-Trebesinger (GfG) die Amtsgeschäfte. Ob sie als Nachfolgerin zur Verfügung stehen wird, habe sie noch nicht entschieden, sagt Hempel-Trebesinger auf KURIER-Nachfrage.

Sie könne die Abwahl "nicht nachvollziehen", stellt die Vizebürgermeisterin und GfG-Obfrau klar. "Michael Kreuzer war nicht immer sichtbar und präsent, weil er beruflich sehr viel zu tun hatte. Er hat sich aber immer um alles gekümmert. Ich war absolut gegen den Misstrauensantrag." 

Von einer Spaltung der Liste wolle sie nicht sprechen. Aber: "Wenn aus der eigenen Fraktion Leute gegen den eigenen Bürgermeister stimmen, ist das natürlich eine unangenehme Situation."

"Drastische Entwicklungen"

GfG-Fraktionsvorsitzende Hilde Ramberger will keine Details zu den Vorwürfen gegen Kreuzer nennen. Nur so viel: "Es hat in letzter Zeit drastische Entwicklungen in unserer Gemeinde gegeben. Michael Kreuzer hat mit uns intern nicht kommuniziert und die Fraktion in Entscheidungen nicht eingebunden."

Die wirtschaftliche Situation in Gutenstein sei "nicht gut", so Ramberger. "Daraufhin hat mein Kollege Gemeinderat Franz Roth einen Misstrauensantrag eingebracht, dieser wurde vom Gemeinderat angenommen. Es gilt nun gemeinsam für Gutenstein rasch einen Neustart zu machen." Man wolle sich auf positive Arbeit für die Gemeinde konzentrieren: "Wir nehmen die Arbeit, insbesondere kritischer Themen, sofort auf uns und werden über einen neuen Bürgermeister beraten."

Kommentare